Weniger Tote durch Herzkrankheiten

2020 wurden in Deutschland 1,55 Millionen Menschen aufgrund einer Herzkrankheit vollstationär versorgt. Über 204.000 Menschen starben an einer Herzkrankheit. Das geht aus dem 33. Deutschen Herzbericht hervor, der im September 2022 veröffentlicht wurde. Die gute Nachricht: Es waren weniger als 2018. Doch der Rückgang gilt nicht für alle Bundesländer gleichermaßen.

Herzbericht 2021 zeigt weiterhin regionale Unterschiede

Der Deutsche Herzbericht 2021 präsentiert aktuelle Trends der Herzmedizin. Nach wie vor ist die Koronare Herzkrankheit (KHK) die häufigste Todesursache in Deutschland. Im Jahr 2020 starben insgesamt 121.462 Menschen an den Folgen einer KHK, darunter 44.529 am akuten Herzinfarkt.

Die Sterbefälle durch eine KHK konnten im Zeitraum 2018 bis 2020 um 6 % (von 140,3 auf 131,9 Verstorbene pro 100.000 Einwohner) und bei Herzschwäche um knapp 12 % (von 41,2 auf 36,3 Verstorbene pro 100.000 Einwohner) gesenkt werden.

Dafür dürfen vor allem Verbesserungen in den Bereichen Prävention, Diagnostik und Therapie – auch im Hinblick auf neue Arzneimittel – verantwortlich sein. Am deutlichsten zeigte sich die Senkung der Sterblichkeit von 2018 zu 2020 bei den Herzrhythmusstörungen: Sie sanken um 14 % von 32,7 auf 28,1 Verstorbene pro 100.000 Einwohner.

Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, kommentierte die Ergebnisse in einer Presseinformation (PDF):

Mit einer sinkenden Sterblichkeitsrate insbesondere bei Herzinsuffizienz und der koronaren Herzkrankheit setzt sich ein Trend der letzten Jahre fort. Unklar ist, inwieweit die COVID-19-Pandemie als neu hinzugekommene Todesursache mit fast 40.000 Sterbefällen 2020 die aktuelle Statistik nun mit beeinflusst hat.

Im Ländervergleich ergaben sich deutliche Unterschiede: Östliche Bundesländer, darunter vor allem Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, haben weiterhin die höchste Sterblichkeit für die KHK. Anders gelagert ist das Gefälle bei der Hospitalisationsrate – hier hat Sachsen die niedrigsten Werte. In Mecklenburg-Vorpommern kamen 1,6-mal mehr Patienten wegen einer Herzkrankheit ins Krankenhaus als in Baden-Württemberg (579 versus 358 pro 100.000 Einwohner). Inwieweit Lücken in der ambulanten kardiologischen Versorgung für die Unterschiede verantwortlich sind, ist nicht bekannt. Hier bedürfe es weiterer Analysen, so Voigtläner.

Männer häufig schon im mittleren Alter betroffen

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) hebt hervor, dass vor allem die KHK und Vorhofflimmern nicht nur Erkrankungen des Alters seien. Insbesondere Männer seien schon ab Mitte Vierzig vermehrt betroffen.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG) fordert die Einführung  multiprofessioneller Herzboards – analog zu den Tumorboards in der Onkologie.

Fortschritte in der Kinderkardiologie

In Deutschland werden jährlich mehr als 8.500 Kinder mit einem Herzfehler geboren. Etwa jedes 100. lebend geborene Kind ist betroffen. Kinderkardiologen und Kinderherzchirurgen konnten in den vergangenen Jahren Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung von Patienten mit angeborenen Herzfehlern erzielen: Heute erreichen mehr als 90 % dieser Patienten das Erwachsenenalter.

Weltherztag: „Use Heart for Every Heart“

Der heutige Weltherztag ist eine Initiative der World Heart Federation (WHF), in der sich die Herzstiftungen und kardiologischen Fachgesellschaften von mehr als 100 Ländern zusammengeschlossen haben.

Quelle

Deutsche Herzstiftung e.V. Deutscher Herzbericht 2021 (2022).

Zum Weiterlesen

In der Oktober-Ausgabe der „Arzneimitteltherapie“ (AMT) geben Prof. Martin Moser und Prof. Dirk Westermann vom Universitäts-Herzzentrum Freiburg/Bad Krozingen eine aktuelle Übersicht zur dualen antithrombotischen Therapie in der Kardiologie. AMT-Abonnenten können den Beitrag auf der Webseite der Zeitschrift lesen.