Prävention und Behandlung von GIT-Tumoren

Prof. Dr. Thomas Seufferlein warb bei der Online-Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten unter anderem für die Prävention von Tumoren im Gastrointestinaltrakt. Überdies zeigte er einige neue Aspekte der Therapie auf.

Prävention weiter verbessern

Seit 2002 ist die Vorsorgekoloskopie etabliert und es zeigen sich Erfolge: Die Darmkrebs-Sterberate sank in Deutschland um etwa 20%. Auch die Inzidenz kolorektaler Karzinome ging zurück und bestehende Erkrankungen werden in früheren Stadien entdeckt, womit eine bessere Heilungschance besteht.

Seit 2019 gibt es ein Einladungsverfahren durch gesetzliche und private Krankenkassen, trotzdem sind die Teilnahmeraten noch optimierbar. Dahingehend gilt es, Informationen zur Darmkrebsvorsorge zu verbessern und weniger kompliziert zu gestalten, damit die Argumente dafür verständlicher werden.

Wir wollen niemanden überreden, sondern überzeugen.

Als lobendes Beispiel nannte Seufferlein die Niederlande, wo einfache Info-Broschüren als Cartoons zur Verfügung stehen und der Zugang zu den Vorsorgeuntersuchungen sehr niedrigschwellig ist. Dies schlägt sich in Teilnahmeraten von 70% nieder (Deutschland 30%).

Auch der Stuhltest (FIT; Fecal Immunochemical Tests) sollte einfacher zur Verfügung gestellt, beispielsweise verschickt werden. Bislang müssen sich Berechtigte an ihre Hausarztpraxis wenden.

Erfolge mit Immuntherapien

Bei verschiedenen gastrointestinalen Tumoren bestehen Zulassungen für Checkpointinhibitoren, die gute Erfolge erzielen. So sind diese beispielsweise mittlerweile Bestandteil der Standardbehandlung beim fortgeschrittenen Leberzellkarzinom. Auch bei Speiseröhren- und Magenkrebs mit bestimmten Tumormarkern werden die Checkpointinhibitoren eingesetzt.

Hat der Tumor eine bestimmte Eigenschaft (eine sogenannte Mikrosatelliteninstabilität), spricht er besonders gut auf eine Therapie mit Checkpointinhibitoren an. Seufferlein stellte eine aktuelle Studie vor, in der Patienten mit tiefem Rektumkarzinom mit Mikrosatelliteninstabilität unter Checkpointinhibitoren eine komplette Remission erreichten.

Hinweisend, aber noch nicht beweisend.

Bisher dauerte das Follow-up erst ein halbes Jahr, die Studie war klein und nur etwa 5% der Patienten mit Rektumkarzinom weisen überhaupt den betreffenden Marker auf. Bei den untersuchten Patienten war der Effekt bis dato jedoch immens: Bisher mussten sich Betroffene Chemotherapie, Strahlentherapie und Operation unterziehen, in der Studie wurde die Remission allein mit der Immuntherapie erreicht. Zum einen war die Verträglichkeit besser als von den kombinierten Verfahren, zum anderen konnte den Patienten die Anlage eines dauerhaften Stomas erspart werden, so Seufferlein.

Quelle

Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm. Tumoren im Gastrointestinaltrakt: Die personalisierte Therapie ist Realität! Online-Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V., Dienstag, 5. Juli 2022.