Allergien machen keinen Urlaub, sie sind immer mit an Bord. Mit der richtigen Strategie ist man jedoch trotzdem sicher unterwegs. So lautete die Mutmach-Botschaft am diesjährigen Lebensmittelallergietag.
Gut vorbereitet ist alles möglich
Im Rahmen des Lebensmittelallergietags am 21. Juni informierte der Deutsche Allergie- und Asthmabund (daab), welche Vorbereitungen das Reisen sicher und unbeschwert machen können. Denn aus dem geregelten täglichen Umgang mit der Allergie auszubrechen, ist für viele Lebensmittelallergiker (oder bei Kindern deren Eltern) mit Fragen und Unsicherheit verbunden. Je nachdem, welche Wünsche und Umstände mit der Reise verbunden sind, ist das reale Risiko einer Anaphylaxie mehr oder weniger groß. Eine Flugreise in ein exotisches Land mit fremder Sprache und dem Anspruch, mal nicht selbst kochen zu müssen, ist anders zu bewerten als ein Campingaufenthalt in Deutschland, wo eigene Kochutensilien dabei sind und alle Mahlzeiten unter Kontrolle stehen.
Dennoch steht einer gelungenen Kombination aus Erholung und Sicherheit auch eine hochgradige Lebensmittelallergie nicht grundsätzlich im Weg. Die zentrale Aussage der Expertin Kristina Schmidt lautet: Eine Lebensmittelallergie, selbst mit der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks ist kein Grund, daheim zu bleiben. Ihr Rat, ob im Alltag oder im Urlaub:
Du kannst alles tun, außer
- Dein Allergen zu essen
- etwas zu essen, ohne die Inhaltsstoffe zu kennen
- ohne Notfallset zu sein.
Die Frage der Verpflegung
Wer sich selbst verpflegen möchte, kann mögliche Risikofaktoren in der Regel besser beeinflussen. Je nach Ziel und Transportmittel können Lebensmittel, sogar der Grill oder Mini-Backofen mitreisen. In Eigenregie ist die Situation ähnlich wie daheim, oft sind bekannte Supermärkte und Marken auch im Ausland vorhanden. Die Nachteile sind ein umfangreiches Gepäck, viel Vorbereitungsaufwand und ein begrenzter Reiseradius.
Statt selbst kochen zu müssen, funktioniert auch ein Hotel oder eine Kreuzfahrt. In begrenztem Maß können auch hier Utensilien und Lebensmittel mitkommen, darüber hinaus ist eine gute Kommunikation im Vorfeld nötig. Die Erfahrung der Expertin zeigt, dass immer mehr Anbieter und Unterkünfte auf die besonderen Bedürfnisse von Lebensmittelallergikern eingestellt sind. Hier hilft eine Recherche bezüglich geeigneter Anbieter sowie Kontaktaufnahme zu den Verantwortlichen. Die ersten Reaktionen auf eine solche Anfrage zeigen meist, wie professionell das Thema dort umgesetzt wird. Immer wieder erinnern, melden und miteinander sprechen gibt Sicherheit und führt zu einem guten Allergiemanagement für beide Seiten.
Augen und Mund auf am Buffet
Sogenannte lose Ware birgt ein vergleichsweise hohes Kontaminationsrisiko. Auch wenn die Zutaten aller Speisen aufgeführt bzw. einsehbar und Allergene gekennzeichnet sein müssen, liegen verschiedene Speisen am Buffet oder in Auslagen nebeneinander und können vermischt werden; Besteck bleibt nicht immer dort, wo es anfangs lag. Hier ist eine gute Absprache mit dem Personal besonders nötig, im besten Fall gibt es extra Portionen für Allergiker oder einen zuverlässigen Essens-Berater mit täglichen Informationen vor Ort. Erscheint das Risiko zu groß, lieber auf Buffet und Restaurant verzichten.
Deklaration ist nicht überall gleich
Eine gewisse Schwierigkeit stellen länderspezifische Allergendeklarationen dar. Während EU-weit die Kennzeichnung von 14 Allergenen bzw. -gruppen sowie die Spurenkennzeichnung einheitlich geregelt ist, müssen in den USA nur 10 Allergene erwähnt werden.
Die Allergie bestimmt nicht unser Leben! Wir bestimmen unser Leben mit der Allergie.
Keine Angst vorm Fliegen
Flugreisen bedeuten einen gewissen Kontrollverlust: Ein Notarzt ist nicht unmittelbar erreichbar, man ist abhängig von den Gegebenheiten und inmitten vieler fremder Menschen für eine bestimmte Zeit eingesperrt. Alles kein Grund, auf Fernreisen zu verzichten! Auch viele Airlines sind vorbereitet, richten nach der rechtzeitigen Vorabinformation etwa „Pufferzonen“ für Allergiker ein, passen die Speisenangebote an oder machen Durchsagen an andere Fluggäste. Bestimmte Fluggesellschaften beispielsweise servieren grundsätzlich keine Erdnüsse und garantieren medizinisch ausgebildetes Personal auf jedem Flug mit einem allergischen Gast. Wer zweifelt, kann Tabletts, Sitze, Decken, etc. reinigen (lassen) oder sich unterwegs mit eigenen Speisen versorgen. Auch hier ist Kommunikation das A und O.
Wichtig: Notfallsets, -pläne und Arzneimittel, inklusive Kühltaschen, jederzeit erreichbar im Handgepäck mitnehmen und entsprechende Flugbescheinigungen bzw. Atteste besorgen.
Allergene können nicht fliegen
Nach wie vor besteht Verunsicherung über Allergene in der Luft, etwa wenn der Sitznachbar eine Tüte Erdnussflips öffnet. Der daab betont, dass es keinen Nachweis für inhalative Reaktionen gibt, die zu einem anaphylaktischen Schock führen. Es kann zwar im Einzelfall zu lokalen Hautreaktionen oder leichten Reaktionen kommen, es bestehe aber keine Lebensgefahr.
Immer für den Notfall gerüstet
Es sollte auch im Urlaub immer griffbereit sein: ein Notfallset mit bestenfalls mehreren Adrenalin-Pens und einem Notfallplan. Auch kurzfristig zu warm oder zu kalt gelagerte Mittel oder solche über dem Mindesthaltbarkeitsdatum sind immer besser als keine! Also reichlich davon einpacken, zudem Informationen in der jeweiligen Landessprache beilegen und im Idealfall Adressen für Ärzte und Kliniken in der Nähe kennen. Betreuer, etwa bei Schulausflügen können zuvor mit einem Probe-Pen den Notfall üben, zudem stehen Erziehern spezielle Allergie-Schulungen offen. Mit einem Notfallarmband, -anhänger oder -pass sind Allergiker dezent gekennzeichnet und mit entsprechenden Informationen ausgestattet.
Informationen und Kontakte nutzen
Verbände wie der daab oder Patientenorganisationen in anderen Ländern halten Listen für besonders empfehlenswerte Reisepartner und Fluglinien bereit. Es gibt Sprachführer, Restaurantkarten, Notfallpläne und Reiseinformationen speziell für (Lebensmittel-)Allergiker.
Quelle
daab Online-Seminar „Mit Nahrungsmittelallergien auf Reisen“ zum Lebensmittel-Allergietag am 21.06.2022. https://www.daab.de/lebensmittelallergietag2022/