Israelische Daten belegen, dass der Immunschutz gegen das Corona-Virus weniger wird, je länger Impfung und/oder Infektion zurückliegen. Eine aktuelle Studie zeigt überdies, in welchem Maß und nach welcher Zeit der Schutz sinkt.
Wann lässt der Immunschutz nach?
Dass der Impfschutz der Corona-Impfung nach einer Weile nachlässt, legen einige Untersuchungen nahe. Nach einer Infektion ist eine Reinfektion möglich. Andere Daten legen wiederum nahe, dass die „Hybrid-Immunität“ (also vorangegangene Infektion plus Impfung) einen besonders guten Schutz bietet.
Unklar ist jedoch nach wie vor, wie stark und in welchem Zeitraum der Immunschutz in diesen Gruppen abnimmt. Die Auswertung israelischer Daten sollte darüber nun Klarheit verschaffen. Die Daten stammen aus einer Welle, in der noch die Delta-Variante des Corona-Virus dominant war.
Israelische Studie mit Geimpften und Genesenen
In der Studie wurde die Inzidenz bestätigter SARS-CoV-2-Infektionen in verschiedenen Gruppen bestimmt:
- ungeimpfte, genesene Personen
- genese Personen, die auch einmalig mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty® geimpft waren (geimpft/genesen oder genesen/geimpft)
- geimpfte Personen (2 oder 3 Dosen), die noch nicht infiziert waren
Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen vergangener Zeit seit Impfung oder Infektion und der Rate an bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen (Infektionen pro 100.000 Personentage).
Kontinuierlich abnehmender Schutz
Für alle Gruppen zeigte sich, dass der Immunschutz kontinuierlich nachließ, je länger Infektion oder Impfung zurücklagen. Allerdings war dieser Effekt bei nur geimpften Personen größer als bei genesenen oder solchen mit Hybrid-Immunität.
Beispielsweise lag die Rate bei Genesenen bei 10,5 Infektionen pro 100.000 Personentage, wenn die Infektion maximal vier bis sechs Monate zurücklag. Waren seit Infektion mehr als zwölf Monate vergangen lag, sie bereits bei 30,2.
Einen ähnlichen Ausgangswert hatten mit 10,6 geimpfte/genese Personen (Anstieg auf 16,2, wenn die Infektion maximal sechs bis acht Monate zurücklag). Am niedrigsten war die Rate bei genesenen/geimpften Personen mit 3,7 (bis zu zwei Monate nach der Impfung mit einem Anstieg auf 11,6, wenn die Impfung sechs bis acht Monate zurücklag).
Am höchsten waren die Raten in der geimpften Gruppe ohne vorangegangene Infektion: 21,1 (bis zu zwei Monate nach der Impfung), 69,4 (vier bis sechs Monate nach Impfung) und 88,9 (sechs bis acht Monate nach Impfung). Mit einer dritten Impfung wurde der Schutz jedoch wieder aufgebaut und die Zahl der Infektionen sank auf 8,2 pro 100.000 Personentage (maximal zwei Monate nach Booster vergangen).
Gilt das auch für andere Varianten?
Die vorliegende Studie stammt aus der Zeit einer Delta-Welle, die zu diesem Zeitpunkt bereits Genesenen waren mit dem Wildtyp erstinfiziert. Die Autoren resümieren, dass nicht klar ist, inwieweit sich diese Ergebnisse auf die verschiedenen Virus-Varianten übertragen lassen. Zum einen lässt sich nicht eruieren, ob Stärke und Dauer der Immunantwort vom Virus-Stamm abhängen, mit dem sich die Probanden infiziert hatten. Zum anderen liefern die Daten keinen Hinweis, ob der für die Delta-Welle nachgewiesene Immunschutz gleichermaßen für die derzeit dominierende Omikron-Variante gilt.
In der Studie wurde außerdem nur der Einfluss des in Israel hauptsächlich verwendeten Impfstoffs Comirnaty® untersucht. Es lässt sich nicht ableiten, inwieweit sich diese Ergebnisse auf andere Impfstoffe übertragen lassen.
Quelle
Goldberg Y, et al. Protection and waning of natural and hybrid immunity to SARS-CoV-2. N Engl J Med 2022;386:2201–12. DOI: 10.1056/NEJMoa2118946.