Fördern Arzneimittel Allergien?

Welche Hautpflege ist die beste bei Neurodermitis?

In einer aktuellen Studie wurde untersucht, welche Hautpflege für Kinder mit Neurodermitis am besten geeignet ist. Sind die leichteren Lotionen und Gele empfehlenswert oder sollten Eltern und Kinder doch besser zu Cremes und Salben greifen?

Trockene Haut und quälender Juckreiz

In Deutschland leiden etwa 13% aller Kinder zumindest zeitweilig unter Neurodermitis (atopische Dermatitis). Bei Erwachsenen tritt die Krankheit mit einer Einjahresprävalenz von 2 bis 3% nicht mehr so häufig auf. Charakteristisch ist der starke, bisweilen fast unerträgliche Juckreiz, der neben weiteren Symptomen die Lebensqualität sowie Schul- oder Arbeitsleistungen beeinträchtigen und sogar zu Schwierigkeiten im sozialen Umfeld und zu Depressionen führen kann.

Neurodermitis-Haut ist meist sehr trocken und ihre Barrierefunktion defekt. Ein wichtiger Bestandteil der Basistherapie auch bei aktuell fehlender Entzündung ist eine passende Hautpflege. Im Angebot findet sich dafür eine Vielzahl verschiedener Kosmetika. Bei Kindern werden am häufigsten Salben, Lotionen, Cremes und Gele verwendet. Eine aktuelle Phase-IV-Studie sollte nun klären, ob eine der Darreichungsformen Vorteile gegenüber den anderen bietet.

Pflege nach Wahl

550 Kinder im Alter von 6 Monaten bis 12 Jahren nahmen an der britischen Studie teil. 137 rieben sich mit Lotion ein, 140 verwendeten Creme, 135 setzten auf Gel und 138 erhielten Salbe – jeweils zweimal täglich. Nach 16 Wochen wurde der von den Eltern berichtete Schweregrad des atopischen Ekzems in den Gruppen verglichen.

Die Hautpflegeprodukte wurden paarweise verglichen, es zeigten sich keinerlei signifikante Unterschiede. Auch verschiedene Subgruppenanalysen und Adjustierungen förderten keine Vorteile für das eine oder andere zutage.

Die Autoren resümieren, dass Eltern und Kinder gemeinsam mit dem Verordner die ideale Hautpflege individuell auswählen sollen. Gut informierte und in die Entscheidung eingebundene Eltern und Patienten finden das richtige Präparat in der Regel leichter und schneller. Persönliche Präferenzen können dabei eine Rolle spielen, aber es besteht auch die Möglichkeit, verschiedene Produkte unterschiedlich einzusetzen. So können die Kinder beispielsweise für das Gesicht etwas anderes verwenden als für den Körper, oder es bietet sich an, fettigere Salben nur zu Hause und morgens für die Schule leichtere Lotionen oder Cremes zu benutzen.

Deutsche Neurodermitis-Leitlinie

Die deutsche S2k-Leitlinie Neurodermitis wurde zuletzt 2015 aktualisiert und befindet sich derzeit in Überarbeitung. In der alten Auflage beklagten die Autoren noch, dass die Evidenzlage für Produkte zur Basistherapie im Vergleich zu Arzneimitteln gering ist. Grund dafür ist ihr Status als Kosmetikprodukte, die dementsprechend nicht arzneimittelrechtlich untersucht und zugelassen werden müssen. So besteht keine Pflicht zur Durchführung prospektiver, randomisierter, kontrollierter Studien und oft fehlen den Herstellern auch die Mittel für solch kostenintensiven Untersuchungen.

Phase-IV-Studien, wie die hier vorgestellte, können dementsprechend einen Beitrag leisten, die Evidenz für Leitlinienempfehlungen zu verbessern.

Quelle

Ridd MJ, et al. Effectiveness and safety of lotion, cream, gel, and ointment emollients for childhood eczema: a pragmatic, randomised, phase 4, superiority trial. Lancet Child Adolesc Health 2022; Published Online May 24. DOI: https://doi.org/10.1016/S2352-4642(22)00146-8