James Bond – ein Fall für den Reisemediziner?

Die Top-Paper-Session ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des ADKA-Kongresses, der dieses Jahr vom 5. bis 7. Mai in Nürnberg stattfand. Dr. Matthias Fellhauer nahm in seinem Vortrag unter anderem die James-Bond-Filme unter reisemedizinischen und infektiologischen Aspekten unter die Lupe. Offenbar braucht der Agent im Geheimdienst Ihrer Majestät vor seiner nächsten Mission dringend die Beratung eines Reisemediziners.

Einseitige Reisevorbereitung

Bekanntermaßen wird 007 von Q regelmäßig mit allerlei nützlichen Gadgets für seine Missionen ausgestattet. Häufig war Bond damit seiner Zeit weit voraus: Smartwatch und Navigationsgerät nutzte er, lange bevor solche Geräte wirklich auf dem Markt erhältlich waren.

Völlig vernachlässigt wurde jedoch eine reisemedizinische Vorbereitung, bevor Bond auf eine seiner 86 Reisen aufbrach. Fellhauer stellte in seinem Vortrag wichtige infektiologische Risiken vor, die die Studienautoren in mühseliger Kleinstarbeit – 3113 Minuten aus 25 Filmen abendlicher Einsatz pro Autor – identifizierten.

Cook it, boil it, peel it or forget it …

… scheint Bond nicht bekannt zu sein, genauso wenig wie gesunde Ernährung und korrekter Umgang mit Lebensmitteln im Allgemeinen. Er verzehrt regelmäßig rohe Austern und Meeresfrüchte, ungewaschene Früchte und große Mengen Alkohol, aber so gut wie nie Getränke ohne Alkohol.

Ganze drei Gelegenheiten konnten die Studienautoren in allen Filmen ausmachen, in denen der Agent antialkoholisch unterwegs war (Kaffee, Orangensaft und Salzwasser, dessen Gesundheitspotenzial sicher auch nicht allzu hoch ist).

Die Hände wäscht er sogar noch seltener (jeweils einmal in Liebesgrüße aus Moskau, 1963; Diamantfieber 1967).

Wo möglichst hochprozentiges erwünscht wäre – nämlich 70% Ethanol zur Wunddesinfektion – gibt er sich in Liebesgrüße aus Moskau mit 47%igem Raki zufrieden.

Atemwegsinfekte

Nach zwei Jahren Pandemie durch ein Virus, das Erkrankungen der Atemwege auslöst, kennen die meisten Menschen auch für andere Atemwegsinfekte Social Distancing und Gesichtsmasken als Präventionsmaßnahme. Nicht so 007 – er stürzt sich gerne ins Getümmel.

Mit Maske sieht man ihn eher selten und wenn, dann mit fragwürdigen Ausführungen: Bereits von jemand fremdem benutzt (Man lebt nur zweimal, 1967) oder ein Modell ohne ausreichende Filterwirkung (Spectre, 2015).

Safer Sex – was ist das?

Was wäre ein Bond-Film ohne mindestens ein Bond-Girl? Insgesamt 59 Affären (2,4 pro Film) zählten die Studienautoren. Hinweise über Gespräche zu sexueller Gesundheit und Verhütung sowie Kondome konnten sie dagegen nicht entdecken.

007 gehöre zur typischen Gruppe, die häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr habe – also männlich, Single, alleinreisend usw. – und dementsprechend gefährdet für sexuell übertragene Erkrankungen (STD) ist.

Mücken, Zecken, Parasiten & Co

Salzwasser als Moskitospray (Dr. No, 1962), fehlende Moskitonetze und offene Fenster in Gebieten, in denen beispielsweise Malaria oder Dengue endemisch sind, sind nur einige Beispiele für Bonds Nachlässigkeit gegenüber vektorübertragenen Erkrankungen.

Die Autoren rätseln, ob ihm eventuell seine häufig leichtbekleideten Begleitungen einen gewissen Fremdschutz bieten, da sie mehr nackte Haut als Landeplatz für Insekten bieten als Bond selbst in langen Hosen.

Weitere Verfehlungen sind barfüßige Spaziergänge auf möglicherweise parasitenverseuchten Karibik-Stränden und mangelnde Distanz zu eventuell tollwütigen Hunden in Vietnam (Der Morgen stirbt nie, 1997).

Neue Aufgabe für MI6

Die Autoren, die noch zahlreiche weitere Risiken (z.B. Tauchen ohne Dekompression, keine Sonnencreme) für Bond ausgemacht hatten, resümieren, dass 007 mit dem Blick des Reisemediziners mangelhaft auf seine Einsätze vorbereitet ist. Die Autoren sehen MI6 als Bonds Arbeitgeber in der Pflicht, sich besser um diesen Teil der Reisevorbereitung zu kümmern. Vor allem, weil er oft sehr kurzfristig losgeschickt wird.

Denn anders als der fünfte Film der Reihe uns glauben machen will, lebt man eben doch nicht zweimal.

Quelle

Dr. Matthias Fellhauer. TOP-Papers 2022 – Infektiologie. ADKA-Kongress 2022, 5. bis 7. Mai, Nürnberg.

Graumanns W. No time to die: An in-depth analysis of James Bond’s exposure to infectious agents. Travel Med Infect Dis 2021;44:102175. doi: 10.1016/j.tmaid.2021.102175.