Nicht nur Fußulzerationen, sondern auch verschiedene Handkomplikationen treten bei Diabetikern häufiger auf.
Ein alter Bekannter: Der diabetische Fuß
Schätzungen zufolge leben derzeit etwa sieben Millionen Menschen mit Diabetes mellitus in Deutschland. Diabetes kann zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen. Eine davon ist das diabetische Fußsyndrom mit einer globalen Prävalenz von etwa 3%.
Hauptrisikofaktoren für diabetesassoziierte Ulzerationen und schließlich auch Extremitäten-Amputationen sind:
- schlecht eingestellter Diabetes (Dauer, Verlauf, schlechte Stoffwechseleinstellung),
- Neuropathie (sensorisch, motorisch, autonom),
- arterielle Verschlusskrankheit und deren Folgeerkrankungen
(z. B. Niereninsuffizienz, Schlaganfall) und - hohes Alter des Patienten.
Die „diabetische Hand“
Eine weitere, eher unbekannte Komplikation bei Diabetes mellitus ist die „diabetische Hand“.
Hierzu gehören Diagnosen wie der „Schnappfinger“, verminderte Gelenkbeweglichkeit und der Morbus Dupuytren (siehe Infokasten). Weitere Handprobleme können bei Diabetikern aber auch auftreten. Hierzu gehören das Karpaltunnelsyndrom, Ulnarisrinnensyndrom (durch Einklemmung des Nervs im Handgelenk) und die Arthrose des ersten Karpometakarpalgelenks (Handwurzel-Mittelhandgelenks).
Infokasten
Morbus Dupuytren: Knotige Veränderung der Handinnenfläche durch gutartige Wucherung des Bindegewebes. Im weiteren Verlauf können die Finger nicht mehr frei gestreckt werden und krümmen sich in Richtung der Handinnenfläche.
Trigger-Finger („Schnappfinger“): Durch knötchenartige Verdickung oder eine entzündlich bedingte Einengung kann die Sehne nicht mehr frei gleiten. Das behindert das Beugen oder Strecken des betroffenen Fingers. In der Folge ist nur eine ruckartige Bewegung möglich.
Handkomplikationen bei Diabetikern häufiger
In einer schwedischen Studie wurden die Prävalenz und Inzidenz weiterer Handerkrankungen bei 1,1 Millionen Südschweden untersucht; 50.000 davon waren Diabetiker.
Die Prävalenz aller untersuchten Handerkrankungen war bei den Diabetikern signifikant höher. Darunter fielen neben dem Schnappfinger, der eingeschränkten Gelenkbeweglichkeit und dem Morbus Dupuytren auch das Karpaltunnelsyndrom, Ulnarisrinnensyndrom und die Arthrose des ersten Karpometakarpalgelenks.
Die Inzidenzrate des Schnappfingers war mit 8,1 bei Frauen mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zu Nichtdiabetikern am höchsten.
Bei Diabetes auch an Handprobleme denken
Diese Studienergebnisse zeigen, dass Diabeteskomplikationen nicht nur das kardiovaskuläre System, die Nieren oder die Augen betreffen. Neben dem diabetischen Fußsyndrom scheinen auch verschiedene Handkomplikationen häufiger bei Diabetikern aufzutreten. Strukturelle und biochemische Veränderungen der peripheren Nerven und des umgebenden Gewebes sowie des Bindegewebes durch die ständige Hyperglykämie sind wahrscheinlich die Ursachen für die erhöhte Prävalenz. Das sollte bei Diabetikern mit Handproblemen im Hinterkopf behalten werden.
Quellen
Rydberg M, et al. Diabetic hand: prevalence and incidence of diabetic hand problems using data from 1.1 million inhabitants in southern Sweden. BMJ Open Diabetes Res Care 2022;10(1):e002614.
IWGDF Guidelines on the prevention and management of diabetic foot disease. Deutsche Übersetzung. https://ag-fuss-ddg.de/die-ddg/arbeitsgemeinschaften/diabetischer-fuss/leitlinien (Zugriff am 18.02.2022).