Bluthochdruck zu Hause messen für eine bessere Diagnose

Laut einer amerikanischen Studie sollten mehr Menschen zu Hause den Blutdruck messen, bevor eine Bluthochdrucktherapie eingeleitet wird.

Nicht nur beim Arzt messen

In den USA wird von Fachgesellschaften (American College of Cardiology und American Heart Association [ACC und AHA]) empfohlen, dass Patienten durch Blutdruckmessungen zu Hause eine erstmalig in einer Praxis gestellte Bluthochdruck-Diagnose bestätigen sollen, bevor eine Therapie begonnen wird. Auch wenn Ärzte angeben, dies ihren Patienten zu empfehlen, ist unklar, wie oft dann wirklich im häuslichen Umfeld der Blutdruck gemessen wird.

Das sollten nun Daten aus der National Health and Nutrition Examination Survey von 2009 bis 2014 klären. Teilnehmer mussten unter anderem angeben, ob sie zu Hause den Blutdruck gemessen hatten oder ob ihnen dies empfohlen worden war. Die Ergebnisse wurden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet.

Zu wenig Messungen zu Hause

7185 Patienten mit einem beim Arzt gemessenen Blutdruck von ≥130/80 mm Hg und ohne bisherige Bluthochdruck-Diagnose oder -Medikation wurden eingeschlossen. Daraus ergab sich, dass hochgerechnet 31,4 Millionen US-Amerikaner bei einem Arztbesuch einen Blutdruck von ≥130/80 mm Hg hätten. 29,3 Millionen davon sollten gemäß den ACC/AHA-Guidelines zu Hause den Blutdruck monitoren.

Tatsächlich wurde dies aber nur 1,1 Millionen (3,6%) empfohlen und 4,7 Millionen (15,7%) hatten zu Hause den Blutdruck gemessen.

Die Autoren weisen auf die riesige Lücke von knapp 30 Millionen Menschen hin, deren Diagnose durch Messungen zu Hause überprüft werden müsse, bevor eine Therapie angesetzt wird. Das passiere aber nicht. Um dies zu verbessern, müsste unter anderem die Kostenübernahme durch die Krankenversicherung gegeben sein.

Auch andere Arbeiten weisen darauf hin, dass diese Messungen nützlich sein können, um beispielsweise die Medikation richtig einzustellen oder auch Lebensstiländerungen zu empfehlen.

Kommentar

Inwieweit die Daten auf Deutschland übertragbar sind, ist nicht klar. Aber auch hier gilt, dass Therapien üblicherweise basierend auf den Messungen beim Arzt (und ggf. ambulante 24-Stunden-Messungen) eingeleitet und angepasst werden. Möglichweise wäre auch hier Potenzial, die Therapie besser zu gestalten, wenn mehr Messungen für eine Entscheidung zur Verfügung stehen und nicht Momentaufnahmen für die Therapieentscheidung entscheidend sind. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass auch hier in Deutschland die Kosten für ein Blutdruckmessgerät nicht standardmäßig von den Krankenkassen übernommen werden. So fehlt eventuell manchen Patienten dann die Möglichkeit bzw. Bereitschaft zur Selbstmessung.

Quelle

Bryant KB, et al. Home Blood Pressure Monitoring for Hypertension Diagnosis by Current Recommendations: A Long Way to Go. Hypertension. 2022;79:e15–e17. DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.121.18463.