Harninkontinenz der Frau: Erste einheitliche S2k-Leitlinie erschienen

Harninkontinenz kann für Betroffene mit massiven Beeinträchtigungen der Lebensqualität einhergehen – auf physischer, psychischer, sozialer und ökonomischer Ebene. Um die Behandlung betroffener Frauen zu vereinfachen, wurden bestehende Leitlinien zu einer gemeinsamen Leitlinie zusammengefasst.

Leitlinienbündelung vereinfacht Therapie

Harninkontinenz bei Frauen kann vielfältige Ursachen haben. Gerade bei älteren Menschen ist sie mit verschiedenen Begleiterkrankungen verbunden, darunter Diabetes mellitus, dem metabolischen Syndrom oder allgemeinen kognitiven Beeinträchtigungen. Auch hoher Koffeinkonsum kann das Risiko für unwillkürlichen Harnabgang verstärken.

Bislang gab es für die einzelnen Indikationen wie Belastungskontinenz und überaktive Blase/Dranginkontinenz separate Behandlungsempfehlungen. Nun wurden sie in einer gemeinsamen S2k-Leitlinie veröffentlicht. Die Empfehlungen beziehen sich auf die Therapie von erwachsenen Frauen im ambulanten sowie stationären Versorgungsbereich.

Erarbeitet wurde die Leitlinie unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) mit Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. Der Fokus liegt auf den diagnostischen Ansätzen und unterschiedlichen Therapieformen der Harninkontinenz.

Konservativ, Arzneimittel oder OP

Je nach Art der Erkrankung – Belastungsinkontinenz, Mischharnkontinenz oder Dranginkontinenz – bieten sich unterschiedliche Präventions- und Therapieoptionen an:

  • Die konservative Therapie beinhaltet einfache klinische Maßnahmen, lebensstilbezogene Interventionen wie Koffeinreduktion, körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion und individuelle Verhaltens- und Physiotherapie.
  • Für die medikamentöse Therapie wird je nach Ausprägung der Harninkontinenz der Einsatz von Arzneimitteln empfohlen, darunter Antimuskarinika, Beta-3-Adrenorezeptor-Agonisten, Duloxetin, Estrogene oder Desmopressin.
  • Führen konservative und medikamentöse Maßnahmen nicht zum erwünschten Erfolg, werden individuelle operative Therapien empfohlen.

Die Leitlinie „Harninkontinenz der Frau“ wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) veröffentlicht.

Quellen

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF). Harninkontinenz der Frau. Registernummer 015-091. KlassifikationS2k. Stand: 01.01.2022. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-091.html.

Pressemitteilung „Harninkontinenz der Frau: Erste vereinheitlichte S2k-Leitlinie erschienen“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. vom 4. März 2022