Metformin in der Schwangerschaft

Eine aktuelle Kohortenstudie zeigt keine Risiken für Langzeitfolgen bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Metformin einnahmen. Empfohlen ist die Metformin-Therapie bei Schwangeren in Deutschland jedoch derzeit nicht.

Was sagt die deutsche Leitlinie?

In der im November 2021 aktualisierten S2e-Leitlinie „Diabetes in der Schwangerschaft“ wird von der Metformin-Gabe bei Schwangeren abgeraten. Wegen der unzureichenden Studienlage sollte es nicht routinemäßig eingesetzt werden. Zwar gibt es keine Hinweise für Teratogenität, sodass Frauen, die bei Bekanntwerden der Schwangerschaft bereits Metformin einnahmen, beruhigt werden können. Dennoch ist die Therapie auf Insulin umzustellen. Lediglich im Einzelfall kann bei ausgeprägter Insulinresistenz Metformin erwogen werden (PDF Leitlinie).

Risiko für Langzeitfolgen

In einer aktuellen Kohortenstudie wurde nun untersucht, ob ein erhöhtes Risiko für Langzeitfolgen beim Kind besteht, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Metformin einnahm. Eingeschlossen wurden Kinder aus Einlingsschwangerschaften von Müttern unter Metformin- und/oder Insulin-Therapie (Ohne Typ-1-Diabetes):

  • Metformin: 3967 Frauen
  • Insulin: 5273 Frauen
  • Metformin und Insulin in Kombination: 889 Frauen

Primäre Endpunkte waren Langzeitfolgen beim Kind: Adipositas, Hypoglykämie, Hyperglykämie, Diabetes, Bluthochdruck, Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) und Probleme mit der Motorik oder der sozialen Entwicklung. Sekundäre Endpunkte umfassten Probleme zum Zeitpunkt der Geburt, z. B. zu großes oder zu kleines Geburtsgewicht, Frühgeburt und kongenitale Anomalien. Als Referenz dienten die Kinder der Frauen unter reiner Insulin-Therapie. Die Kinder wurden zwischen 2004 und 2016 geboren und maximal bis Ende 2016 nachbeobachtet (durchschnittliches Follow-up 3,5 Jahre).

Ergebnisse

Hinsichtlich der Langzeitfolgen gab es keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen. Lediglich bei den sekundären Endpunkten fielen Metformin-exponierte Kinder durch ein kleineres Geburtsgewicht auf (Odds-Ratio 1,65). Kinder von Müttern unter Kombinationstherapie waren dagegen häufiger besonders groß, kamen zu früh auf die Welt oder litten an einer Hypoglykämie.

Die Autoren resümieren daraus, dass, wenn das Risiko für Mangelernährung beim Fetus besteht, hinsichtlich einer Metformin-Therapie besondere Vorsicht geboten ist. Das erhöhte Risiko für beispielsweise das höhere Geburtsgewicht unter der Kombinationstherapie deckt sich laut Autoren nicht mit anderen Untersuchungen. Diese haben eher auf ein geringeres Geburtsgewicht unter Kombinationstherapie im Vergleich zu Insulin allein hingedeutet. Die Autoren vermuten, dass die Mütter unter Kombinationstherapie eine besonders schwere Grunderkrankung haben, was die Ergebnisse verzerren könnte.

Insgesamt brauche es ein längeres Follow-up, um diese Ergebnisse abzusichern, aber bisher deute nichts auf Langzeitschäden bei Kindern hin, die während der Schwangerschaft Metformin-exponiert waren. Solange diese Daten noch fehlen, bleibt die Metformin-Theraie während der Schawangerschaft jedoch gemäß der Leitlinie die Ausnahme.

Quelle

Brand KMG, et al. Metformin in pregnancy and risk of adverse long-term outcomes: a register-based cohort study. BMJ Open Diab Res Care 2022;10:e002363. doi:10.1136/bmjdrc-2021-002363.