Wie lange sollen postmenopausale Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs eine adjuvante endokrine Therapie erhalten? In einer aktuellen prospektiven Studie wurde eine endokrine Therapie über sieben Jahre mit einer über zehn Jahre andauernden Einnahme verglichen.
Adjuvante endokrine Therapie senkt Rückfallrisiko
Manche Brusttumoren sind hormonabhängig. Das Rückfallrisiko für postmenopausale Frauen mit einem frühen, hormonabhängigen Brusttumor ist in den ersten fünf Jahren nach der Ersterkrankung am größten, doch auch darüber hinaus besteht ein Rückfallrisiko. Mit einer adjuvanten endokrinen Therapie lässt es sich senken, etwa mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern wie Anastrozol oder Letrozol.
Wie lange die adjuvante Therapie erfolgen sollte, welche Arzneimittel am besten infrage kommen und ob sie gegebenenfalls abgewechselt werden sollten, ist Gegenstand verschiedener Studien und hängt vom Menopausenstatus, der Verträglichkeit sowie dem individuellen Rückfallrisiko ab. Die Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie e. V. (AGO) empfiehlt derzeit für Frauen nach den Wechseljahren für die ersten fünf Jahre (initiale Therapie) einen Aromatasehemmer oder eine sequentielle Therapie (erst Tamoxifen, dann Aromatasehemmer oder umgekehrt). Je nach Gegebenheit kann auch eine Monotherapie mit Tamoxifen in Erwägung gezogen werden (PDF).
Risiken einer endokrinen Therapie
An die initiale Therapie kann sich bei einem erhöhten Rückfallrisiko eine erweiterte endokrine Therapie anschließen – in der Regel bis zu weiteren fünf Jahren. Das senkt zwar das Rückfallrisiko, erhöht aber auch das Risiko von Nebenwirkungen. So erhöht sich beispielsweise, vermutlich aufgrund des Östrogenentzugs, das Osteoporoserisiko. Weitere typische Nebenwirkungen von Aromatasehemmern sind laut Fachinformation unter anderem Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Gelenkschmerzen/-steifheit, Arthritis und Müdigkeit.
In einer randomisierten, kontrollierten, prospektiven Phase-III-Studie wurde das nun das Rezidivrisiko von Patientinnen verglichen, die nach einer 5-jährigen adjuvanten endokrinen Therapie für weitere zwei oder fünf Jahre den Aromatasehemmer Anastrozol erhalten hatten.
Mehr Nebenwirkungen bei gleicher Wirksamkeit
Eingeschlossen wurden 3484 postmenopausale Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs, die bereits eine 5-jährige adjuvante endokrine Therapie erhalten hatten. Sie waren im Mittel 64 Jahre alt und wurden auf zwei Arme randomisiert:
- weitere zwei Jahre (Gesamtdauer sieben Jahre) Therapie mit dem Aromatasehemmer Anastrozol oder
- weitere fünf Jahre (Gesamtdauer zehn Jahre).
Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben, sekundäre Endpunkte umfassten die Frakturrate, das Gesamtüberleben und das Auftreten weiterer Tumoren. Die Primäranalyse erfolgte 8 Jahre nach Beendigung der endokrinen Therapie und umfasste noch 3208 Frauen.
Von diesen Patientinnen hatten jeweils 335 Frauen in der primären Analyse eine Krankheitsprogression oder waren gestorben (Hazard-Ratio 0,99). Auch bei den meisten sekundären Endpunkten gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Allerdings war das Risiko einer Knochenfraktur in der 5-Jahres-Gruppe höher als in der 2-Jahres-Gruppe (Hazard-Ratio 1,35).
Fazit
In dieser Studie bot eine erweiterte adjuvante endokrine Therapie über 5 Jahre postmenopausalen Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs keinen Nutzen gegenüber einer 2-jährigen Verlängerung. Sie war jedoch mit einem höheren Risiko für Knochenbrüche verbunden.
Noch gibt es keine Biomarker, mit denen sich das Rezidivrisiko für die betroffenen Patientinnen genau vorhersagen lässt. Das wäre jedoch nötig, um nur den Frauen eine Verlängerung der endokrinen Therapie anzubieten, die tatsächlich einen höheren Nutzen davon haben.
Quelle
Gnant M, et al. Duration of Adjuvant Aromatase-Inhibitor Therapy in Postmenopausal Breast Cancer. N Engl J Med 2021;385:395–405.