Einfacher Ausschluss einer venösen Thromboembolie auch bei Schwangeren

Die D-Dimer-Bestimmung zum Ausschluss einer venösen Thromboembolie wird bei Schwangeren nicht einheitlich empfohlen. Neue Daten geben nun Auskunft, ob dieser Test doch bei Schwangeren geeignet ist.

Venöse Thromboembolien in der Schwangerschaft

Das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) steigt während der Schwangerschaft. Die Diagnose ist hier eine besondere Herausforderung, da die Symptome einer VTE mit den physiologischen Veränderungen bei der werdenden Mutter überlappen können. Dennoch muss bei entsprechenden Symptomen eine VTE ausgeschlossen werden, da sonst Komplikationen sowohl für die Mutter als auch für das Kind drohen.

D-Dimer-Bestimmung

Die Bestimmung der D-Dimer-Konzentration ist eine einfache, nichtinvasive und preisgünstige Methode, um eine VTE auszuschließen. In den meisten Studien zur Diagnostik von VTE wurden Schwangere bislang jedoch ausgeschlossen. Zudem nimmt die D-Dimer-Konzentration während der Schwangerschaft zu, was die Spezifität für die Diagnose einer VTE reduziert.

D-Dimere

D-Dimere sind Fibrinspaltprodukte, die infolge einer Blutgerinnungsaktivierung entstehen. Fibrin wird durch Plasmin gespalten, dabei entstehen sogenannte D-Dimere, die aus je zwei D-Untereinheiten bestehen und im Plasma bestimmt werden können. Der Referenzwert liegt unterhalb von 500 µg/l Plasma, ist aber methodenabhängig. Der D-Dimer-Wert ist bei einer Thrombose erhöht, kann aber auch z. B. bei malignen Tumor-Erkrankungen, nach Operationen, Entzündungsreaktionen oder in der Schwangerschaft erhöht sein.

Uneinheitliche Empfehlungen

In neueren prospektiven Studien wurden unterschiedliche Strategien für die Diagnose einer Lungenembolie verwendet. Sie bestanden aus einem klinischen Algorithmus bei Patienten mit einer niedrigen Thrombosewahrscheinlichkeit, der neben klinischen Entscheidungsregeln auch die D-Dimer-Bestimmung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren beinhaltete. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass bei Schwangeren, die keine hohe Wahrscheinlichkeit für eine VTE haben, eine Lungenembolie durch die D-Dimer-Bestimmung sicher ausgeschlossen werden kann. Nichtsdestotrotz bleiben die internationalen Empfehlungen zur D-Dimer-Bestimmung bei Schwangeren widersprüchlich.

In der deutschen S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie (PDF) soll jeder Verdacht auf eine Venenthrombose primär mittels Kompressionssonographie abgeklärt werden. Die D-Dimer-Bestimmung wird bei Schwangeren nicht empfohlen. In der Leitlinie der European Society of Cardiology wird die D-Dimer-Bestimmung zum Ausschluss einer Lungenembolie bei Schwangeren hingegen bereits empfohlen.

Hohe Sensitivität und Spezifität

In einer Übersichtsarbeit mit Metaanalyse wurde die Datenlage bei Schwangeren nun genauer unter die Lupe genommen. Analysiert wurden eine prospektive und drei retrospektive Studien mit insgesamt 836 Patientinnen.

Nach einem negativen D-Dimer-Test erlitt eine von 312 Schwangeren innerhalb von drei Monaten eine Thrombose. Die Sensitivität betrug 99,5 % und der negative prädiktive Wert – der Anteil der negativ getesteten Patientinnen, die tatsächlich keine Thrombose hatten – 100%. Die VTE-Prävalenz betrug 7,2%, der Anteil der Patientinnen mit einem negativen D-Dimer-Test war 34,2 %.

D-Dimer-Test auch bei Schwangeren möglich

Nach aktueller Studienlage bei Schwangeren kann eine Thrombose mittels D-Dimer-Test bei mittlerer oder geringer Thrombosewahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Die Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit ist allerdings obligatorisch. Zum Beispiel kann diese mithilfe des Wells- oder Genfer-Scores bestimmt werden. Hier gehen klinische Charakteristika wie eine aktive Tumorerkrankung, Bettruhe, eine größere Operation, Schmerzen entlang der Vene oder die Schwellung des Beins mit ein.