Polypharmazie: Es juckt – wenn viele aufeinandertreffen

Ein Mix aus verschiedenen Medikamenten ist nicht selten mit speziellen Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen verknüpft – dazu zählt anscheinend auch starker Juckreiz.

Studie aus Japan

Zu den Auswirkungen von Arzneimittelkombinationen zählen häufig dermatologische Symptome. Eine aktuell veröffentlichte Kohortenstudie aus Japan untersuchte den Zusammenhang zwischen Polypharmazie und schwerem Juckreiz. Als Basis dienten Daten von 3126 Teilnehmern im Alter von 16 bis 84 Jahren aus einer landesweiten Umfrage mit einem selbstverwalteten Fragebogen aus den Jahren 2016 und 2017. Um sowohl Querschnitts- als auch Längsschnittbeziehungen zu untersuchen, ermittelten die Autoren zum einem, ob schwerer Juckreiz zu Studienbeginn vorhanden war. Darüber hinaus untersuchten sie, ob sich bei anfangs symptomfreien Patienten innerhalb eines Jahres Juckreiz einstellte.

Erhöhtes Risiko bestätigt

332 Teilnehmer (10,3 %) nahmen fünf oder mehr verschriebene Arzneimittel ein und erfüllten damit die Definition der Polypharmazie. Diese Patienten litten zu Studienbeginn häufiger unter schwerem Juckreiz als Personen, die keine Medikamente anwendeten (angepasste Risk-Ratio [RR] 1,52; 95%-KI 1,15–2,01, p = 0,003). In der Längsschnittanalyse untersuchten die Autoren diejenigen Patienten, die zu Beginn der Studie keine entsprechenden Symptome aufwiesen. Hier bestätigte sich für eine einjährige Nachbeobachtungszeit ebenfalls ein Zusammenhang: Unter Polypharmazie entwickelte sich häufiger ein schwerer Juckreiz (angepasste RR 1,46; 95%-KI 1,14–1,87, p = 0,002) als bei Teilnehmern ohne Medikation.

Beobachten und behandeln

Nicht immer sind Zusammenhänge zwischen Arzneimittelkombinationen und Nebenwirkungen offensichtlich. Dermatologische Symptome wie schwerer Juckreiz scheinen Effekte zu sein, die in Zusammenhang mit Polypharmazie häufiger auftreten. Je bekannter solche Korrelationen sind, desto gezielter können Patienten beraten, beobachtet und behandelt werden. Grundsätzlich ist bei gleichzeitiger Anwendung mehrerer Arzneistoffe immer ein abwägender Blick auf das Verhältnis von Nutzen und Risiken ratsam. Ein regelmäßiges Update sowie ein Medikationsplan helfen bei der Übersicht und Analyse.

Quelle

Kogame et al., Longitudinal association between polypharmacy and development of pruritus: a nationwide cohort study in a japanese population, https://doi.org/10.1111/jdv.17443.