Haupteinsatzgebiet für eine Stuhltransplantation ist die wiederkehrende Infektion mit Clostridioides difficile. Patienten mit anderen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa könnten ebenfalls profitieren, das müssen größere Studien jedoch noch belegen.
FMT in der Pandemie
Präparate für eine fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT, auch Stuhltransplantation) sind nicht zugelassene Arzneimittel, die im Rahmen eines individuellen Heilversuchs eingesetzt werden können, wenn alle zugelassenen Methoden ausgeschöpft wurden. Im letzten Jahr kam die Herstellung entsprechender FMT-Präparate in Deutschland in vielen Zentren zum Erliegen, berichtete Prof. Dr. Maria Vehreschild, Frankfurt. Grund war eine Empfehlung des BfArM, die besagte, dass nur noch Präparate verwendet werden sollten, die vor der Pandemie hergestellt worden waren.
Indikationen für FMT
Die einzige international anerkannte Indikation für eine Stuhltransplantation ist die wiederkehrende Infektion mit Clostridioides difficile (CDI). Studien zeigen bei etwa 80 % der Patienten eine Stabilisierung nach einmaliger Therapie sowie bei etwas über 90 % nach mehreren Anwendungen.
Zudem haben sich verschiedene Applikationswege als unterschiedlich effektiv erwiesen. So ist beispielsweise ein Einlauf weniger wirksam als die Übertragung mittels Koloskopie, Endoskopie oder Kapseln. Die sicherste Darreichungsform ist laut Vehreschild die Kapsel: Schwerwiegende Nebenwirkungen wie Blutungen bzw. eine Aspirationspneumonie sind nicht mit der FMT an sich verknüpft, sondern mit der Koloskopie bzw. Endoskopie und treten dementsprechend unter Kapseleinnahme nicht auf.
Vor einer Transplantation von Mikrobiota ist ein Screening auf multiresistente Erreger wichtig, damit es nicht zu Infektionen beim Empfänger kommt. Vehreschild hält es für undenkbar, dass Zentren in Deutschland auf dieses Screening verzichten, die FDA hatte dies aber nicht in ihren Regularien zur FMT verankert, sodass bei zwei Patienten über die Übertragung von ESBL-bildenden E. coli berichtet wurde.
Potenzielle Indikationen
Ein potenzielles Anwendungsgebiet, zu dem es erste Untersuchungen gibt, ist Colitis ulcerosa. Der Zustand der Patienten verbesserte sich zwar, verschlechterte sich aber nach etwa drei Monaten wieder. Erste Daten deuten darauf hin, dass die Remission mit einer Dauertherapie aufrechterhalten werden kann, das müssen größere Studien jedoch noch bestätigen.
Langfristig könnten FMT eine Perspektive für Checkpointinhibitor-refraktäre Melanom-Patienten darstellen. Zwei Pilotstudien (Baruch et al.; Davar et al.) hatten gezeigt, dass mit einer FMT das Ansprechen auf die Checkpointinhibitoren verbessert werden kann. Dazu müssen FMT-Präparate angewendet werden, die aus dem Stuhl von Patienten, die auf die Behandlung mit Checkpointinhibitoren ansprechen, hergestellt werden. Auch hier benötigt es jedoch größere Studien, die dieses Phänomen bestätigen.
Quelle
Prof. Dr. Maria Vehreschild, Universitätsklinikum Frankfurt. Aktuelle Indikationen für einen Mikrobiotatransfer. 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, 16. bis 19. Juni 2021 (virtuell).