Pferderücken gut fürs Kreuz

Reiten wirkt sich positiv auf die Rückenmuskulatur und die Haltung aus. Ob Reitsimulatoren Rückenschmerzen verbessern können, wurde in einer Metaanalyse untersucht.

Volkskrankheit Rückenschmerzen

Kreuzschmerzen gehören, ähnlich wie eine Erkältung, zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung. Laut deutscher Rückenschmerzstudie von 2003/2006 leidet bis zu 85% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen. Sofern keine Warnhinweise für eine spezifische organische Ursache vorliegen, können akute Rückenschmerzen (<12 Wochen) symptomatisch mit Analgetika behandelt werden. Häufig gehen die Schmerzen dann auch ohne Arztbesuch wieder weg.

Problematisch wird es, wenn die Rückenschmerzen chronisch werden. So sind Kreuzschmerzen seit Jahren einer der Hauptgründe für Arbeitsunfähigkeit und medizinische Rehabilitation.

Homeoffice als Risikofaktor für Rückenschmerzen

Risikofaktoren für eine Chronifizierung sind neben einer positiven Anamnese wie Depressivität auch berufsbezogene Faktoren. Zu diesen gehören sowohl psychosoziale Faktoren wie Stress (sog. blue flags) als auch objektive Arbeitsplatz-Faktoren wie Körperbelastungen, ungünstige Haltungen und Arbeitsschwere (sog. black flags). Ungünstige Haltungen beim Arbeiten spielen im momentanen Lockdown und Zeiten von Homeoffice eine enorme Rolle. Der improvisierte Arbeitsplatz am Küchentisch ist hier ein anschauliches Beispiel.

Körperliche Aktivität und Bewegung sind laut Nationaler Versorgungsleitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ die wichtigsten Bausteine sowohl in der Prävention als auch in der Therapie von Kreuzschmerzen.

Reitsimulatoren gegen Rückenschmerzen

Die Auswirkungen einer ganz besonderen Bewegungsform auf Rückenschmerzen wurden in einer Metaanalyse ausgewertet: Reitsimulatoren. Insgesamt wurden 11 Studien mit 543 Personen, die unter chronischen Kreuzschmerzen litten, eingeschlossen. 257 Probanden nutzten einen Reitsimulator und 255 gehörten zur inaktiven Kontrollgruppe mit üblicher körperlicher Aktivität.

Die Änderungen auf der visuellen Analogskala (VAS) und beim Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ) waren bei den Probanden, die die Reitsimulatoren nutzten, höher als bei der Kontrollgruppe. Der mittlere Unterschied bei der VAS betrug –4,36 (95%-KI –6,24 bis –2,30; p < 0,001) und beim RMDQ –2,32 (95%-KI –3,52 bis –1,12; p< 0,001).

Trotz der kleinen Studien und der nicht konkreten Angabe, was die übliche körperliche Aktivität bei der Kontrollgruppe genau beinhaltete, ist eine Reduktion von Kreuzschmerzen durch Reitsimulatoren plausibel.

Bewegung hilft

Hippotherapie wird bereits erfolgreich bei Erkrankungen wie ADS, Zerebralparese oder Autismus durchgeführt. Durch die Bewegung des Beckens beim Reiten werden sowohl die Muskelaktivität stimuliert als auch Haltung und Balance bewahrt. Beim Reitsimulator entfallen natürlich die Kosten für Haltung und das Training des Pferdes. Dennoch kann das Training auf einem Reitsimulator die echte Bewegung eines Pferdes nicht komplett nachempfinden. Hinzu kommt, dass die Temperatur des Pferdes auch Muskelverspannungen lösen kann und sich das Reiterlebnis draußen positiv auf die Stimmung auswirken kann. Denn die hohe psychosoziale Komponente bei Rückenschmerzen darf nicht unterschätzt werden.

Wenn weder ein Reitsimulator noch ein echtes Pferd zur Verfügung stehen, tut es vielleicht auch ein einfacher Spaziergang an der frischen Luft. Denn die wichtigste Behandlung akuter und chronischer Kreuzschmerzen ist körperliche Bewegung.

Quelle

Ren C, et al. Horse‐riding simulators in treatment of chronic low back pain: A meta‐analysis. Int J Clin Pract. 2021 Mar 31:e14198. doi: 10.1111/ijcp.14198. Online ahead of print.