Beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag, der vom 9. bis 13. März 2021 online stattgefunden hat, ging es nicht nur um die Behandlung von Schwerkranken und Schmerzpatienten, sondern auch um die richtige Kommunikation. So können auch schlechte Nachrichten derartig überbracht werden, dass die Patienten realistische Hoffnungen behalten und sich nicht allein gelassen fühlen. Für Patienten, die nicht sprechen möchten, eignen sich möglicherweise Musik- und Kunsttherapien zur Kommunikation, erläuterte Dr. Uwe Junker, Remscheid.
1. Worte – verbale Kommunikation
„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagte der Philosoph und Psychoanalytiker Paul Watzlawick. So wird beispielsweise auch die Mimik und Gestik beurteilt, bei schwerkranken Patienten sogar in starkem Maße. Besser funktioniert die Kommunikation außerdem, wenn eine Beziehung zum Patienten aufgebaut wird.
Überbringung schlechter Nachrichten
Schwierige Patientengespräche sollten in einem wohnlichen Raum angemessener Größe und in Ruhe stattfinden (Telefon ausgestellt, keine anderen Patienten im Raum, weiteres Personal informiert). Wichtig ist die Kommunikation auf gleicher Ebene, d.h. hinsetzen („auf Augenhöhe“) und nicht die Arme verschränken oder aus dem Fenster sehen. Außerdem sollte im Vorfeld geklärt werden, ob weitere Personen wie Angehörige des Patienten beim Gespräch dabei sein werden.
Wir haben Medizin studiert, um Menschen gesund zu machen
Sachverhalte müssen einfach verständlich in Patientensprache vermittelt werden, so Junker, und es muss die Bereitschaft bestehen, die emotionale Ebene anzusprechen. Patienten suchen meist Unterstützung, wie sie den Rest ihres Lebens mit guter Lebensqualität erleben können. Diesen Patienten muss Hoffnung gegeben werden. Hoffnung heißt jedoch nicht: „Es wird alles wieder gut!“ Es verbietet sich beispielsweise, Patienten im Unklaren über ihren Zustand zu lassen und unrealistische Besserungen in Aussicht zu stellen, aber gleichzeitig den Angehörigen die Wahrheit zu sagen – die Informationstiefe muss die gleiche sein. Genauso falsch ist es, in einem solchen Gespräch vom Thema abzulenken.
Die häufigste Frage von Patienten ist: „Wie lange habe ich noch?“, die falscheste Antwort überhaupt: „Wir können nichts mehr für sie tun!“
Sie können immer etwas tun!
- Stille zulassen, auch wenn es unbehaglich ist
- Aushalten, wenn der Patient schreit oder wütend wird
- Unterstützung auch nichtmedizinischer Art anbieten, z.B. auch dabei, die schlechte Botschaft an Angehörige zu überbringen
- Verständnis zeigen für die Angst der Patienten
- Eine Begleitung bis zum Lebensende zusichern
- Zeit für den Patienten haben
So stabilisieren sich viele Patienten in ihrer letzten Lebensphase und gewinnen Beziehungs- und Lebensqualität.
2. Bilder – nonverbale Kommunikation
Es gibt Patienten, die sich verbal nicht oder nur sehr wenig öffnen und dazu neigen, die Zähne zusammenzubeißen und immer nur sagen „Ja, ja, geht mir gut“. Für solche Patienten kann eine Kunsttherapie der bessere Weg sein. Man sollte jedoch vorsichtig sein, in diese Bilder zu viel hineinzuinterpretieren, so Junker. Die Bilder können, müssen aber nicht zwangsläufig eine Information vermitteln.
Oft hilft den Patienten auch „nur“ dabei, sich abzulenken, eine neue Seite an sich zu entdecken oder als Selbstvergewisserung („was kann ich noch?“). Es sollte vor allem keine Deutung erfolgen, die nicht aus dem Dialog hervorgeht.
Es können aber beispielsweise in sogenannten Rettungs-, Heimat-, Kampf- und Todesbildern Gefühle, Wünsche und innere Konflikte der Patienten zum Ausdruck kommen.
3. Musik – nonverbale Kommunikation
Ähnliches gilt für die Musiktherapie. Sie kann Patienten helfen, aus sich herauszugehen und eine Beziehung zum Therapeuten aufzubauen. Über mehrere Sitzungen lässt sich häufig beobachten, dass die Patienten aktiver und vitaler werden und dass gemeinsames Lachen möglich wird. Auch kann die Musik der Bewältigung von Angst und Schmerzen dienen („sich fallen lassen“). Wie die Kunsttherapie ist die Musiktherapie ein erlebnis- und ressourcenorientierter Ansatz, der den ganzen Menschen anstelle von einzelnen Symptomen behandelt.
Quelle
Uwe Junker, Remscheid. Worte, Bilder und Musik – Kommunikation mit Schwerkranken. Deutscher Schmerz- und Palliativtag vom 9. bis 13. März 2021 online.