Einsamkeit ist ein Risikofaktor für Depressionen. Knapp ein Fünftel der Erkrankungen könnte man möglicherweise mit entsprechenden Maßnahmen gegen Einsamkeit verhindern.
Ältere Menschen häufiger betroffen
Depressionen unter Älteren treten weltweit mit einer Prävalenz von 4 bis 9% und steigender Tendenz auf. Wahrscheinlich werden sie immer noch zu selten diagnostiziert und behandelt und sind mit einer beträchtlichen Morbidität und Mortalität verbunden.
In einer britischen Studie wurde nun untersucht, wie sich Einsamkeit als potenzieller Risikofaktor auf depressive Symptome auswirkt und wie lange der Einfluss anhält. Etwa ein Drittel der älteren Erwachsenen in Großbritannien fühlt sich einsam, hat also weniger relevante Sozialkontakte als gewünscht.
Einsamkeit macht depressiv
In die Studie eingeschlossen und bis zu 12 Jahre nachbeobachtet wurden Menschen über 50 Jahre. Daten wurden alle zwei Jahre von den Probanden gesammelt. Am Ende lagen von 4211 der 9171 Teilnehmer vollständige Daten vor.
Einsamkeit und depressive Symptome wurden anhand der University of California, Los Angeles Loneliness Scale (R-UCLA) und der Center for Epidemiologic Studies Depression Scale (CES-D) bewertet. Nach Adjustierung ergab sich pro Punkt Anstieg auf der R-UCLA auch eine erhöhte Punktzahl auf der Depressionsskala (+0,16 Punkte; p<0,0001).
Nach einem Jahr Follow-Up stand bei schätzungsweise 18% der Patienten mit Depressionen die Erkrankung im Zusammenhang mit Einsamkeit, am Ende des Beobachtungszeitraums waren es 11%. Der Effekt nahm also über die Jahre ab, blieb aber vorhanden.
Die Autoren der Studie resümieren daher, dass mit Maßnahmen, die Einsamkeit verhindern oder reduzieren, auch einige der depressiven Erkrankungen verhindert werden könnten.
Quelle
Lee SL, et al. The association between loneliness and depressive symptoms among adults aged 50 years and older: a 12-year population-based cohort study. Lancet Psychiatry 2020; Published Online November 9, 2020 https://doi.org/10.1016/ S2215-0366(20)30383-7.s