Der diabetische Fuß

Der diesjährige Schmerz-und Palliativtag mit dem Schwerpunkt „Schmerzmedizinische Versorgung älterer Menschen“ fand vom 21. bis 25. Juli online statt. Unter anderem ging es im Vortrag von Dr. Michael Küster, Bonn, und Dr. Hans Flatter, Tittling, um die Entstehung, Erscheinungsformen und Therapie des diabetischen Fußes.

Polyneuropathie als wichtige Ursache

Derzeit gibt es in Deutschland etwa 6 Millionen Diabetiker und die Zahl wird weiter steigen, da die Menschen immer älter werden. Damit nehmen auch die Komplikationen zu. Dazu zählen die Neuropathie (häufigste Begleiterkrankung bei Diabetikern mit knapp 48%) und Angiopathie, die unter anderem zum diabetischen Fuß führen können.

Das diabetische Fußsyndrom umfasst alle pathologischen Veränderungen am Fuß eines Menschen mit Diabetes mellitus und diabetischer Polyneuropathie. Bei etwa der Hälfte der Patienten liegt zudem eine PAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) vor. Die Erkrankung schreitet langsam und progredient voran.

Ein gestörter Blutfluss durch mikroangiopathische Schäden, die dauerhafte Hyperglykämie, autoimmune Prozesse und weitere Faktoren führen zur axonalen Atrophie und Demyelinisierung der Nerven. Ein frühes Warnsyndrom für die Polyneuropathie ist eine Druckempfindlichkeit der Nerven.

Die häufigsten Formen der Polyneuropathie gehen mit Parästhesien, Taubheitsgefühl und Schmerzen einher. Es gibt jedoch auch seltenere Formen, die sich in erster Linie auf das kardiovaskuläre und gastrointestinale System auswirken und prognostisch besonders ungünstig sind. Die wichtigste Prophylaxe: ein gut eingestellter Blutzucker.

Regelmäßige Untersuchung der Füße

Diabetiker sollten regelmäßig ihre Füße untersuchen lassen, um Veränderungen frühzeitig festzustellen. Auffällige Befunde sind beispielsweise Hornhaut, verheilte Läsionen, Rhagaden und eine trockene Haut wegen Versagen der Vasomotorik. Auch die Form der Zehen gibt Hinweise: Innendrehung der Großzehe, sowie Hammer- und Krallenzehen. Ulcera (typischerweise Druckulcera) finden sich zu über 70% im Vorfußbereich. Zudem sollten Schmerz- und Berührungsempfindungen überprüft werden, um eine Polyneuropathie zu erkennen.

Therapie des diabetischen Fußes

Der wichtigste Bestandteil der Therapie ist die Blutzuckereinstellung, um Schäden zu vermeiden bzw. einzugrenzen. Weitere wichtige Punkte sind der Lebensstil (Ernährung, Raucherstatus) und die Behandlung einer zusätzlich auftretenden PAVK mit Revaskularisierung oder konservativer Therapie (z.B. ASS und Rivaroxaban).

Ein extrem wichtiges Konzept zur Behandlung des diabetischen Fußes ist die Druckentlastung. Je nachdem wie ausgeprägt die Beschwerden sind, kann dies über therapeutisches Schuhwerk oder Maßschuhe geschehen oder auch über maßgefertigte Orthesen, eine Ruhigstellung im Gips oder Bettruhe.

Zudem muss eine stadiengerechte Wundbehandlung erfolgen, die bei beteiligten Infektionen auch eine Antibiotikatherapie beinhaltet.

Die schmerzhafte diabetischer Polyneuropathie kann mit Opioiden und verschiedenen Antidepressiva sowie Antikonvulsiva (zugelassen ist Pregabalin) behandelt werden. Eine funktionelle Verbesserung und eine Reduktion der Schmerzen können auch durch Elektrotherapien erreicht werden.

Wichtig dabei ist, immer zu bedenken, dass Schmerzen und Schmerzintensität keine verlässlichen Parameter zur Beurteilung des Schweregrads der Erkrankung sind, da das Schmerzempfinden bei Diabetikern  deutlich herabgesetzt sein kann.