In der Auftaktpressekonferenz zum diesjährigen Schmerz- und Palliativtag, der vom 21. bis 25. Juli wegen der Corona-Pandemie online stattfand, wurde deutlich, wie die Pandemie auch die schmerzmedizinische Versorgung zurückgeworfen hat.
Zu wenig Schmerzmediziner
Der Kongress steht unter dem Motto „Individualisierung statt Standardisierung“ mit dem Schwerpunkt auf der schmerzmedizinischen Versorgung älterer Menschen.
Bereits vor der Pandemie bestanden Versorgungsengpässe in der Schmerzmedizin, so Dr. med. Johannes Horlemann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin: Auf etwa 3,4 Millionen Patienten mit chronischen Schmerzen kommen nur rund 1200 Schmerzmediziner – zu wenig für eine ordnungsgemäße Versorgung. Überversorgung gebe es nur in wenigen Bereichen, als Beispiel nannte er die häufigen Operationen.
Nachteil für Ältere
Zu Beginn der Pandemie hatten viele Patienten keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Ärzten und Physiotherapeuten oder scheuten sich aus Angst vor Infektionen mit SARS-CoV-2, überhaupt in die Praxen zu kommen. Nun fange man bei vormals gut eingestellten Patienten wieder ganz von vorne an, bedauerte Dr. med. Thomas Cegla, Tagungspräsident und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin.
Gerade die, die durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders geschützt werden sollten, haben dadurch in der Schmerztherapie einen erheblichen Nachteil erfahren, nämlich Ältere. Dabei hat gerade diese Patientengruppe einen besonderen Betreuungsbedarf. Da Standardtherapien, wie sie in Leitlinien abgebildet werden, häufig für ältere Menschen nicht geeignet sind, sind individuelle Behandlungskonzepte gefragt.
Für diese Gruppe liegen zu wenige Daten vor, um gute Empfehlungen abzugeben. Zudem sind viele Patienten multimorbide und nehmen zahlreiche Medikamente, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Gerade bei älteren Patienten steht oft nicht die absolute Schmerzfreiheit im Vordergrund, sondern vielmehr Aspekte wie Schlafqualität oder die Fähigkeit sein eigenes Leben selbstständig zu bestreiten.
Diese Versorgung kann jedoch nur mit einer ausreichenden Zahl an Schmerzmedizinern gewährleistet werden.