Zulassungen in der Onkologie trotz Limitationen

In den letzten Jahren ließ die FDA zahlreiche neue Krebsmedikamente zu, deren Zulassungsstudien häufig wichtige Limitationen aufwiesen.

Untersuchte Limitationen

Zulassungsstudien der in den letzten Jahren zugelassenen neuen Medikamente in der Onkologie sind sehr heterogen mit verschiedenen Stärken und Schwächen. In einer aktuellen Untersuchung wurden Arzneimittel unter die Lupe genommen, die zwischen dem 30. Juni 2014 und dem 31. Juli 2019 von der FDA zur Krebstherapie zugelassen wurden. Geprüft werden sollte, ob und wie viele davon bedeutende Schwächen im Studiendesign hatten.

Als solche bedeutsamen Limitationen zählten:

  • Fehlende Randomisierung
  • Kein Vorteil im Gesamtüberleben („Harter“, also relevanter Endpunkt), sondern nur bei Surrogatparametern („weiche“ Endpunkte, die oft leichter zu erreichen, aber weniger aussagekräftig sind)
  • Ungeeignetes Crossover
  • Für die Fragestellung nicht optimal gewählte Kontrollgruppen

Zwei Drittel der Studien betroffen

Im untersuchten Zeitraum erteilte die FDA auf Basis von 187 Studien 176 Zulassungen für 75 Arzneistoffe. 125 dieser Studien (67%) hatten bedeutende Limitationen.

Schwächen im Studiendesign

In 64 der Studien gab es keinen Kontrollarm, 53 davon hatten als primären Endpunkt das Gesamtansprechen (und nicht das Gesamtüberleben). Die Zulassung der meisten Arzneimittel, die in solchen einarmigen Studien (43 Studien) untersucht wurden, erfolgte im beschleunigten Zulassungsverfahren.

123 waren randomisierte klinische Studien (RCTs). Über 90 % der Zulassungen anhand von RCTs durchliefen das reguläre Zulassungsverfahren. 122 der RCTs waren darauf ausgelegt, die Überlegenheit der Therapie zu demonstrieren. Bei einem Drittel davon wurden suboptimale Kontrollen verwendet – zum Beispiel erhielten die Patienten Arzneistoffe, deren Unterlegenheit gegenüber anderen Therapien bereits bekannt war. In manchen Studien wurden auch Kombinationen verboten, sodass die Auswahl an geeigneten Behandlungen stark eingeschränkt wurde.

Endpunkt Gesamtüberleben

In 63 der 122 Überlegenheitsstudien war das progressionsfreie Überleben der primäre Endpunkt und in 23 Studien wurde ein anderer Surrogatparameter gewählt. Das Gesamtüberleben war bei 38 Studien der (ko)primäre Endpunkt und in den anderen Studien (bis auf eine) zumindest ein sekundärer Endpunkt.

Ein Vorteil im Gesamtüberleben konnte nur bei etwas mehr als der Hälfte der Studien (65 von 122) gezeigt werden.

Patientennutzen sichern

Die Autoren resümieren, dass es dringend notwendig ist, diese Limitationen in Studien zu vermeiden, um abzusichern, dass die neuen Therapien gegenüber althergebrachten Standards wirklich einen Vorteil für den Patienten haben.

Ob die Situation in Deutschland und Europa vergleichbar ist, geht aus der Untersuchung nicht hervor. Da die Zulassungen aber oft auf den gleichen Studien basieren wie die FDA-Zulassungen, ist dies zumindest zu vermuten.