Oder zumindest wenigstens weniger traurig – das ergab eine Untersuchung an über 13.000 Personen. Ein guter Grund den heutigen Internationalen Tag der Schokolade mit einer Extraportion zu feiern. Allerdings muss man zu Sorten mit hohem Kakaoanteil greifen.
Kakao gegen Depressionen?
Mehr als 300 Millionen Menschen weltweit leiden an Depressionen, die der häufigste Grund für Erwerbsunfähigkeit sind. Wirksam zur Bekämpfung sind Antidepressiva und Psychotherapie. Da letztere häufig nur begrenzt verfügbar ist, werden an erster Stelle Arzneimittel zur Therapie eingesetzt.
Allerdings kann auch der Lebensstil vorteilhafte Effekte haben: So ist der Nutzen von Sport mittlerweile gut dokumentiert und es gibt einige Hinweise, dass die Ernährung die Symptome positiv beeinflussen kann.
Außerdem soll Schokolade glücklich(er) machen. Manche schreiben dies dem Zuckergehalt oder einfach dem guten Geschmack zu, es werden aber auch psychoaktive Substanzen aus dem Kakao und der Einfluss auf Neurotransmitter als Ursache diskutiert.
Studienlage uneindeutig
Manche Studien zeigen einen Einfluss von Schokoladen auf die depressive Symptomatik, allerdings in beide Richtungen (positiv wie negativ). Andere legten wiederum gar keinen Zusammenhang dar.
Darum werteten nun Forscher am University College London die Daten von 13.626 Teilnehmern der Umfrage „National Health and Nutrition Examination Survey“ in den USA aus. Untersucht werden sollte, ob es einen Zusammenhang zwischen Schokoladenkonsum (dunkle mit mindestens 45% Kakaoanteil, andere Sorten oder kein Verzehr) und Symptomen einer Depression gibt und ob es auch auf die Verzehrsmenge ankommt.
Dunkle Schokolade favorisiert
Die Ernährung der Teilnehmer und damit der Schokoladenkonsum wurde zweimal über 24 Stunden innerhalb von drei bis zehn Tagen abgefragt sowie depressive Symptome mithilfe des Fragebogens Patient Health Questionnaire 9 (PHQ‐9; 0–27 Punkte) erfasst. Bei 10 oder mehr Punkten lag eine klinisch relevante Depression vor. 1332 Personen (11,1%) gaben an, Schokolade gegessen zu haben, 148 davon die dunkle.
Teilnehmer, die dunkle Schokolade gegessen hatten, berichteten signifikant seltener über Depressionen, als solche, die keine Schokolade gegessen hatten (1,5% versus 7,6%; adjustiertes Odds-Ratio 0,3). Andere Schokoladensorten brachten keinen Vorteil mit sich (6,2% gaben depressive Symptome an).
Viel hilft scheinbar doch viel – wurde die Menge berücksichtigt, hatte das Viertel mit dem größten Verzehr eine knapp 60% niedrigere Wahrscheinlichkeit für depressive Symptome als diejenigen ohne Verzehr. Dieser Effekt blieb auch bei Adjustierung für dunkle Schokolade sowie Zuckeraufnahme erhalten.
Wie kommt das?
Verschiedene Mechanismen werden diskutiert. Zum einen enthält Schokolade psychoaktive Substanzen wie Anandamid-Analoga, die an Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems binden und dort vergleichbare Effekte wie Cannabinoide erzielen, beispielsweise Euphorie. Ebenfalls enthalten sind biogene Amine wie der Neuromodulator Phenethylamin, dem nachgesagt wird, Stimmungen regulieren zu können.
Es gibt auch Vermutungen, dass Schokoladeessen so erfreulich ist, dass das bereits Einfluss auf Neurotransmittersysteme hat (z.B. Dopamin, Serotonin, Endorphine), sodass Belohnungssysteme aktiviert werden, oder dass allein der gute Geschmack der Schokolade für die Stimmungsaufhellung verantwortlich ist.
Den Vorteil der dunklen Schokolade sehen die Forscher im höheren Flavonoid-Gehalt begründet: Diese haben antioxidative Eigenschaften, können Entzündungswerte und kognitive Fähigkeiten verbessern.
Schokolade statt Antidepressiva?
Trotzdem seien die Ergebnisse mit Maß zu interpretieren, räumen die Autoren ein. Zum einen müssten Langzeiteffekte von Schokoladenkonsum untersucht werden und zum anderen müsste der Kausalzusammenhang nachgewiesen werden, sodass die optimale Art und Menge der Schokolade ermittelt werden kann. Erst dann könnte man sie sinnvoll zu Prävention und Management von Depressionen einsetzen.
Zudem ist die Aussagekraft dadurch begrenzt, dass der Schokoladenkonsum nur sehr punktuell erfasst wurde – möglichweise musste der Teilnehmer gerade an dem Tag der Erfassung mit der Bitterschokolade vom Kollegen vorliebnehmen, weil der eigene Vorrat an Milchschokolade aufgebraucht war oder der Frustesser hat die zwei Tafeln Schokolade vor dem Fernseher aus Scham unterschlagen. Zudem erlaubt das Studiendesign keine Bestimmung von Kausalzusammenhängen – es könnte sein, dass ein höherer Schokoladenkonsum Depressionen vorbeugt, es könnte aber auch genauso gut sein, dass Depressionen die Lust auf Schokolade verringern und deswegen weniger davon gegesssen wird. Dementsprechend sei weitere Forschung notwendig.