Akuter Schmerz bei Säuglingen

Leider müssen auch die kleinsten Patienten schmerzhafte Eingriffe ertragen. Was ist in solchen Fällen das beste Mittel gegen den akuten Schmerz? Falls Sie an Paracetamol oder Ibuprofen denken, liegen Sie weit daneben.

Nach schmerzhaften Eingriffen, zum Beispiel bei der Blutentnahme an der Ferse, können Säuglinge bitterlich weinen. Als unerfahrener Vater versuchte ich meine Tochter verzweifelt zu beruhigen, als die Schwester mit geübter Handbewegung den Inhalt eines kleinen Plastikfläschchens in den Mund meiner Tochter entleerte. Nachdem sie unmittelbar verstummte, dachte ich zuerst an ein potentes Arzneimittel, aber es war ein Stoff, der die Ursache und Lösung vieler medizinscher Probleme ist: Zucker.

Wiederholter unbehandelter Schmerz kann bei Säuglingen zu physiologischen und psychologischen Entwicklungsstörungen führen. Deshalb verabreicht das Pflegepersonal vor solchen Prozeduren normalerweise eine Zuckerlösung. Einige Studien zeigen aber auch, dass der enge Hautkontakt zur Mutter schmerzlindernd sein kann (Kangaroo Care). Bisher existierten jedoch wenige Hinweise, ob der positive Effekt über mehrere Prozeduren anhält und ob die Kombination mit Saccharose sinnvoll ist.

Studiendesign

In der Studie erhielten die kleinen Patienten auf einer neonatalen Intensivstation:

  • Eine Saccharose-Lösung (24%ig) zwei Minuten vor der Prozedur  (n = 81)
  • Eine Kuscheleinheit von mindestens 15 Minuten vor der Prozedur (Kangaroo Care, n = 81)
  • Eine Kombination aus Kangaroo Care und Saccharose-Lösung (n = 80)

War die Mutter nicht vor Ort, um ihr Kind zu kuscheln, wurde es stattdessen gepuckt und erhielt einen Schnuller.

Durch eine wässrige Placebo-Lösung war die Studie teilweise verblindet. Die Auswertung der Schmerzen erfolgte mit dem Premature Infant Pain Profile (PIPP) nach 30, 60 und 90 Sekunden (primärer Endpunkt). Bei diesem Score fließen das Verhalten des Säuglings und physiologische Faktoren wie die Herzfrequenz ein. Bei mittleren bis starken Schmerzen durfte das Pflegepersonal eine Notfall-Saccharose-Lösung verabreichen. Für den primären Endpunkt erfassten die Forscher drei Punktionen an der Ferse pro Patient.

Ergebnisse

Kangaroo Care und Saccharose-Lösung minderten den Schmerz bei den ersten drei Fersenpunktionen in gleichem Ausmaß. Eine Kombination war nicht von Vorteil.

Betrachtet man nicht nur die ersten drei Fersenpunktierungen, sondern alle schmerzhaften Prozeduren während des Studienzeitraums, erhielten 18 von 81 Kindern der Kangaroo-Care-Gruppe notfallmäßig Saccharose. Dies war bei keinem Kind in der Saccharose-Gruppe und nur bei einem Kind in der Kombinations-Gruppe notwendig. Allerdings war bei 17 der 18 Kinder in der Kangaroo-Care-Gruppe in diesen Fällen die Mutter nicht anwesend und eine Kangaroo Care gar nicht möglich.

Fazit

Hautenges Kuscheln mit der Mutter reduziert die Schmerzhaftigkeit von Eingriffen ähnlich gut wie eine Zuckerlösung. Falls doch nicht, kann das Pflegepersonal notfallmäßig eine Zuckerlösung verabreichen. Diese Alternative sollte bedacht werden, da sie sicher nebenwirkungsfrei ist und dem Elternteil die Möglichkeit gibt, seinem Kind zu helfen.