Bestimmte Gene können Übergewicht bzw. Adipositas begünstigen. In welchem Maß ist jedoch unklar. Eine norwegische Studie liefert dazu jetzt Anhaltspunkte.
Gene oder andere Faktoren?
Die Zahl adipöser Menschen hat sich seit 1975 weltweit in etwa verdreifacht. Eine veränderte Ernährung, ein anderer Lebensstil sowie biologische Faktoren (z. B. Mikrobiom, Umweltgifte) fördern die Entstehung von Übergewicht bei ganzen Bevölkerungsgruppen.
Eine norwegische Studie hat den Einfluss dieser Faktoren auf das Körpergewicht erfasst, dabei aber zwischen genetisch prädispositionierten und nichtprädispositionierten Personen unterschieden. Denn auch verschiedene Genvariationen werden mit Übergewicht und Adipositas in Verbindung gebracht. Untersucht wurden langfristige Einflüsse auf knapp 70000 Menschen über fast fünfzig Jahre. Die Untersuchten wurden in fünf genetische Risikogruppen eingeteilt.
Kontinuierlicher Anstieg des BMI
Von den 60er-Jahren bis in die Nullerjahre (besonders stark seit den 80er-Jahren) stieg der BMI bei Männern und Frauen sowie mit höherem Alter. Nach 1970 Geborene hatten nicht nur einen höheren BMI, sondern waren auch öfter bereits im jungen Erwachsenenalter höhergewichtig.
Die genetische Präsdisposition spielte dabei in allen Gruppen eine Rolle (verglichen wurden jeweils das genetisch am wenigsten mit dem am meisten belasteten Fünftel der untersuchten Personen; im Folgenden als „prädispositioniert“ und „nichtprädispositioniert“ bezeichnet).
Im Alter von 25, 35, 45 und 55 Jahren waren die prädispositionierten Personen signifikant schwerer als die nichtprädispositionierten. Aber auch bei der nichtprädispositionierten Gruppe stieg der BMI von den 80er-Jahren bis zu den Nullerjahren. Bei den 35-Jährigen um 2,2 Punkte (Männer) bzw. 2,88 Punkte (Frauen). In den anderen Altersgruppen war dieser Effekt ebenfalls zu sehen, wenn auch etwas weniger ausgeprägt.
Die prädispositionierten Personen waren jedoch stärker von der Gewichtszunahme betroffen. Der Abstand zwischen den beiden Gruppen vergrößerte sich von den 60er-Jahren bis in die 2000er. So betrug der Unterschied zwischen Prädispositionierten und Nichtprädispositionierten beispielsweise bei 35-jährigen Männern in den 60er-Jahren 1,2 BMI-Punkte und in den Nullerjahren 2,09 Punkte, bei den Frauen waren es 1,77 versus 2,58 BMI-Punkte.
Adipositas-Epidemie hat viele Ursachen
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass genetische Veranlagungen die sogenannte Adipositas-Epidemie zwar möglicherweise nicht ausgelöst, aber doch begünstigt haben. Zudem glauben sie, dass weitere Faktoren wie Ernährung oder Umwelteinflüsse das Körpergewicht bei genetisch prädispositionierte Menschen stärker beeinflussen als bei nichtprädispositionierten. Dementsprechend seien effektivere Präventionsstrategien für die gesamte Bevölkerung vonnöten, präsdispositionierte Personen könnten aber möglicherweise stärker davon profitieren.