Putz Deine Zähne, sonst bekommst Du einen Herzinfarkt!

Laut einer finnischen Studie könnte das ein zusätzliches Argument für Eltern sein, um ihre Kinder zum Zähneputzen zu motivieren. Ob das wirklich praxistauglich ist, sei dahingestellt.

Lokale Inflammation führt zu systemischer Entzündung

Parodontose und Karies gehören weltweit zu den häufigsten entzündlichen Erkrankungen, die durch Infektionen verursacht werden. Wenn frühe Anzeichen einer Parodontitis, z. B. eine Zahnfleischentzündung, nicht behandelt werden, kann ein Zahnverlust die Folge sein. Noch dazu ist Parodontitis ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen.

Die lokale Inflammation trägt zu einer systemischen Entzündung und Verbreitung von Entzündungsmediatoren bei. Dementsprechend verbessert eine Parodontose-Behandlung das Ausmaß einer Atherosklerose. Die endotheliale Dysfunktion wird aufgehoben und inflammatorische Biomarker werden reduziert.

Wenn kardiovaskuläre Risikofaktoren wie ein zu hoher Blutdruck oder erhöhter Body-Mass-Index (BMI) bereits in jungen Jahren auftreten, besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Arteriosklerose im Erwachsenenalter.

Erhöhte Intima-media-Dicke bei Karies und Parodontose

Eine finnische Arbeitsgruppe hat nun den Zusammenhang zwischen oralen Infektionen im Kindesalter und einer präklinischen Atherosklerose über einen Beobachtungszeitraum von 27 Jahren untersucht.

Im Rahmen der Cardiovascular Risk in Young Finns Study wurden 755 Teilnehmer einer zahnärztlichen Untersuchung (Test auf Zahnfleischbluten, Taschentiefe, Karies und Zahnfüllungen) im Alter von 6, 9 oder 12 Jahren (mittleres Alter 8 Jahre) unterzogen. Kardiovaskuläre Risikofaktoren (Blutdruck, BMI, Lipidwerte) wurden zu Beginn der Studie und nach 21 und/oder 27 Jahren bestimmt. Die Intima-Media-Dicke der Karotisarterie wurde nach 21 und 27 Jahren gemessen.

Anzeichen einer Parodontose, Karies oder beides waren mit einer erhöhten Intima-media-Dicke assoziiert (3. Terzil versus 1. und 2. Terzil). Bereits ein Anzeichen für eine orale Infektion in der Kindheit war mit einer erhöhten Intima-media-Dicke im Erwachsenenalter assoziiert (relatives Risiko 1,87; 95%-KI 1,25–2,79).
Alle vier Anzeichen für orale Infektionen ergaben ein relatives Risiko von 1,95 (95%-KI 1,28–3,0). Dieser Zusammenhang war bei Jungen noch ausgeprägter, bei beiden Geschlechtern aber unabhängig von kardiovaskulären Risikofaktoren.

Karies oder Parodontitis in der Kindheit sind mit der Entstehung einer subklinischen Atherosklerose im Erwachsenenalter assoziiert. Anzeichen wie Zahnfleischbluten, Parodontitis oder Karies führen zu einem fast 2-fach erhöhten Risiko für eine erhöhte Intima-media-Dicke der Karotis im frühen Erwachsenenalter. Orale Infektionen in der Kindheit könnten ein modifizierbarer Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Erwachsenen sein.

Motivation zum Zähneputzen

Foto: PeopleImages/istockphoto.com
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Ob Sprüche wie „Putz Deine Zähne, sonst bekommst Du einen Herzinfarkt!“ bei Kleinkindern wirksam sind, um sie zum Zähneputzen zu bewegen, wage ich zu bezweifeln. Diese Studie zeigt aber auf, welche weitreichende Bedeutung eine umfassende Mundhygiene hat.

Der Kreativität sind jedoch keine Grenzen gesetzt, um sein Kind zum Zähneputzen zu bewegen: Zahnputzlieder, die Jagd nach Kariesmonstern, Handpuppen etc. Und nicht zu vergessen: die Vorbildfunktion!