Mehr Bio-Lebensmittel, weniger Krebs

In einer französischen Studie hatten Bio-Esser seltener Krebs als Menschen, die in erster Linie konventionell produzierte Lebensmittel zu sich nahmen. Doch wie stark ist dieser Einfluss wirklich?

Französische Biostudie

Die NutriNet-Santé ist eine prospektive Kohortenstudie, in der seit 2009 verschiedene Zusammenhänge von Ernährung und Gesundheit untersucht werden. Jetzt wurde unter anderem ausgewertet, ob eine Ernährung mit Bio-Produkten Krebserkrankungen verhindern kann.

Dazu wurde für 16 Nahrungsmittelgruppen der Konsum von Bio- vs. konventionellen Lebensmitteln erfasst. Je nachdem, wie häufig die Probanden zu Bioprodukten griffen, erhielten sie für jede dieser Gruppen null bis zwei Punkte und konnten somit einen „Bio-Score“ von maximal 32 Punkten erreichen.

Gute Ergebnisse für Bio

Das Quartil mit dem niedrigsten Bio-Score (durchschnittlich 0,72 Punkte) wurde als Referenz gewählt.

Ein Trend hin zu weniger Krebserkrankungen allgemein bei steigendem Verzehr von Bio-Lebensmitteln ist über die vier Quartile zu sehen. Zwischen der Gruppe mit dem höchsten Bio-Score (Schnitt 19,36) und der Referenzgruppe war der Unterschied signifikant (0,75; 95%-KI 0,63 bis 0,88; p=0,001).

Besonders groß ist der Unterschied bei der Anzahl der postmenopausalen Brustkrebsfälle und Lymphome (da insbesondere der Non-Hodgkin-Lymphome).

Eine mögliche Ursache dafür ist die niedrigere Belastung von Bio-Lebensmitteln mit synthetischen Pestiziden, für die bereits in anderen Studien gezeigt wurde, dass sie die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigen können.

Wieso eigentlich bio?

Die Gründe für den Kauf von Bio-Lebensmitteln sind so vielfältig wie die Produktpalette: Man glaubt (oder hofft), dass es den Tieren etwas besser geht und die Bauern mehr Geld für ihre Arbeit erhalten, dass die Umwelt geschont wird und weniger (ungesunde) Zusatzstoffe verwendet werden.

Manchmal sieht auch einfach nur die Verpackung so adrett aus, dass man in der Käsepackung noch die bimmelnden Kuhglocken zu hören glaubt. Alles signalisiert „gesund, persönlich, regional“ – man kauft die 200-Gramm-Packung „gutes Gewissen“.

Unterm Strich ist die Ökobilanz von Bio-Lebensmitteln tatsächlich besser (allerdings gilt dies nicht per se für jedes einzelne Produkt) und wenn man dann tatsächlich sogar noch ein kleines bisschen gesünder lebt – wieso nicht?

Also besser bio?

Gesichert ist das niedrigere Krebsrisiko jedoch keineswegs – die Autoren resümieren sehr vorsichtig, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Bio-Produkten und einer niedrigeren Krebsrate besteht, räumen aber gleichzeitig ein, dass diese auch die Studienpopulation an sich bedingt sein kann. Diese ist gebildeter, was einigen Untersuchungen zufolge zu einer besseren Gesundheit beiträgt, und legt ein insgesamt gesundheitsbewussteres Verhalten an den Tag als der französische Durchschnitt, sodass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf die Allgemeinheit übertragen werden können. Beispielsweise rauchten die Teilnehmer weniger und waren seltener übergewichtig als der Landesdurchschnitt.

Auch Fehlklassifizierungen beim Errechnen des Bio-Scores können nicht ausgeschlossen werden. Beispielsweise waren streng quantitative Angaben im Fragebogen nicht möglich. Zudem geht aus der Publikation nicht hervor, welche Punktzahl den Teilnehmern angerechnet wurde, wenn bestimmte Lebensmittelgruppen gar nicht verzehrt wurden.

Möglicherweise kann man dieses niedrigere Risiko also eher durch andere Lebensstiländerungen erreichen. Allerdings spricht auch aus gesundheitlicher Sicht nichts gegen den Konsum von Bio-Produkten, also wieso nicht zum „guten Gefühl“ greifen?