Burnout als Killer der Patientensicherheit

Viele Ärzte leiden unter Burnout-Symptomen. Darunter leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch die Versorgungsqualität, wie neue Daten belegen.

Schon junge Ärzte sind ausgebrannt

Eine aktuelle Studie unter rund 3500 Ärzten im zweiten Jahr der Facharztausbildung hat aufgedeckt, dass etwa 45 % von ihnen Symptome von Burnout zeigen. Davon gaben über 500 Ärzte an, ihre Berufswahl zu bereuen.

Besonders hoch war die Burnout-Prävalenz in der Urologie und Neurologie mit jeweils über 60%, unter 40% lag sie in der Dermatologie, Allgemeinmedizin, Radiologie und Pathologie. Frauen waren etwas häufiger betroffen als Männer.

Die Karrierewahl zu bereuen, scheint damit nicht zwangsläufig im Zusammenhang zu stehen, denn diese Angabe wurde am häufigsten von angehenden Pathologen gemacht.

Burnout bei Ärzten beeinträchtigt Patienten

Burnout äußert sich in emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und verminderter persönlicher Leistungsfähigkeit, das durch dauerhafte, starke berufliche Belastung hervorgerufen wird. Dies geht auch nicht spurlos an den Patienten vorüber. In einer Metaanalyse wurden Daten aus 47 Studien mit 42.473 Ärzten ausgewertet, die zeigen, dass das Patientenwohl leidet.

Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Burnout und

  • Zwischenfällen in der Behandlung mit Risiko für die Patientensicherheit
  • schlechterer Patientenversorgung aufgrund mangelnder Professionalität
  • reduzierter Patientenzufriedenheit

Behandlungszwischenfälle

Betrachtet wurden Zwischenfälle, die durch den Versorgungsprozess und nicht durch die eigentliche Krankheit der Patienten bedingt waren und die die Sicherheit der Patienten gefährdeten.

Alle Erscheinungsformen von Burnout waren mit einer erhöhten Zahl an Zwischenfällen verknüpft, besonders negativ wirkte sich das Symptom der Depersonalisation aus.

Professionalität

Professionalität wurde definiert als Übernahme von Verantwortung, herausragende Leistungen, Altruismus und Humanismus. Mangelnde Professionalität zeigte sich in fehlender Einhaltung von Leitlinien und Therapiestandards, Behandlungsfehlern sowie fehlender bzw. mangelhafter Kommunikation. Auch wenn die Behandler den Patienten zu wenig Empathie entgegenbrachten, fiel das in diesen Bereich.

Fehlende Professionalität wurde vor allem bei jüngeren Ärzten beobachtet, die noch in der Facharztausbildung waren bzw. diese erst in den letzten fünf Jahren abgeschlossen hatten. Bei länger Berufstätigen hatten die Burnout-Symptome weniger Einfluss auf die Patientenversorgung.

Patientenzufriedenheit

Fühlen sich Ärzte ausgebrannt, verschlechtert sich nicht nur die Versorgung der Patienten. Diese sind auch weniger zufrieden mit der Behandlung. Auch hier sind depersonalisierte Personen das größte Problem, während emotionale Erschöpfung von den Patienten nicht wahrgenommen wurde.

Wie löst man das Problem?

Die Autoren rufen dazu auf, dass mehr Sorge dafür getragen werden müsse, das Wohlbefinden der Ärzte zu verbessern, denn nur so könne auch die Qualität der Patientenversorgung aufrechterhalten werden.

Das wird nur mit ausreichend Personal möglich sein, wobei der Personalnotstand in Kliniken momentan in aller Munde ist. Laut einer aktuellen Pressemitteilung der Gewerkschaft ver.di wäre das Personal, „wenn die Schichten so besetzt würden, wie es für eine sichere Versorgung der Patientinnen und Patienten notwendig wäre“, für 2018 bereits aufgebraucht. Da das Jahr noch fast 10 Wochen hat, bedarf es nur sehr rudimentärer Mathematikkenntnisse, um festzustellen, dass das vorhandene Personal dann mehr arbeiten muss.