Motorische Fluktuationen bei Morbus Parkinson: Was bringt die subkutane Apomorphin-Infusion?

Subkutane Infusionen von Apomorphin werden bereits seit Längerem bei Patienten mit fortgeschrittenem Morbus Parkinson und persistierenden motorischen Fluktuationen eingesetzt. Dass die Therapie wirksam ist, konnte nun in der TOLEDO-Studie gezeigt werden.

TOLEDO-Studie: Verbesserung der motorischen Symptome

Auch wenn die medikamentöse Therapie weitgehend optimal eingestellt ist, kann es bei Patienten mit Morbus Parkinson im fortgeschrittenen Stadium zu Wirkungsfluktuationen kommen. Die Folge: verminderte Beweglichkeit (sogenannte Off-Phasen) oder Dyskinesien. Zwar ist die tiefe Hirnstimulation dann eine wirksame Therapieoption, sie ist jedoch nicht bei allen Patienten möglich.

Der hochpotente Dopamin-Rezeptoragonist Apomorphin wird in diesen Situationen schon seit einiger Zeit eingesetzt. Er wird subkutan appliziert – je nach Symptomatik als Bolus oder kontinuierliche Infusion über eine Pumpe. Der Wirksamkeitsnachweis für die subkutane Infusionsbehandlung wurde mit der TOLEDO-Studie erbracht, die Ergebnisse wurden im Sommer 2018 im Lancet Neurology veröffentlicht.

Die Ergebnisse im Einzelnen

  • Mit Apomorphin verringerte sich die tägliche Off-Zeit signifikant (–2,47 Stunden vs. –0,58 Stunden; p = 0,0025).
  • Mehr Patienten erreichten eine Reduktion der Off-Zeit um min. 2 Stunden (62 % vs. 29 %; p = 0,0008).
  • Die Zeit ohne behindernde Dyskinesien nahm signifikant zu (+2,77 Stunden vs. +0,80 Stunden; p = 0,0008).
  • Die Parkinson-Medikation konnte mit Apomorphin signifikant reduziert werden (Levodopa-Äquivalentdosis –492 mg/Tag vs. –164 mg/Tag; p = 0,0014).
  • Die motorischen Symptome in der On-Zeit verbesserten sich leicht, jedoch nicht signifikant.
  • Unerwünschte Arzneimittelwirkungen waren unter Apomorphin häufiger als unter Placebo, darunter waren Probleme an der Infusionsstelle, Übelkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Sechs Patienten aus der Apomorphin-Gruppe brachen die Studie wegen Nebenwirkungen ab.

Der Neurologe Professor Dr. Hans-Christoph Diener sagt zu dieser Studie in der „Arzneimitteltherapie“:

„Die jetzt durchgeführte, randomisierte und Placebo-kontrollierte Studie beweist auf hohem wissenschaftlichem Niveau, dass Apomorphin als subkutane Infusion tatsächlich wirksam ist und sowohl die Phasen der Unbeweglichkeit als auch die Phasen von Dyskinesien signifikant reduziert. Die Gabe von Apomorphin ermöglicht zudem eine Einsparung von Levodopa und dopaminergen Substanzen.“

Abonnenten können den kompletten Kommentar in der AMT 11/18 lesen, die am 26. Oktober 2018 erscheint.

Hintergrundinfos zur Studie

Die TOLEDO-Studie war eine randomisierte, Placebo-kontrollierte, doppelblinde multizentrische Studie an 23 europäischen Parkinsonzentren. Teilnehmende Patienten mussten mindestens drei Jahre erkrankt sein und motorische Fluktuationen aufweisen, die durch eine optimale orale Therapie nicht ausreichend kontrolliert werden konnten. Über einen Zeitraum von 12 Wochen erhielten jeweils 53 Patienten entweder 3 bis 8 mg/h Apomorphin subkutan oder Placebo. Die mittlere subkutan infundierte Apomorphin-Dosis betrug 4,68 mg/h. Die tägliche Levodopa-Dosis betrug 920 bis 990 mg, die Levodopa-Äquivalentdosis rund 1480 mg. Die Dauer der Off-Zeit pro Tag betrug im Schnitt 6,7 Stunden, die On-Zeit ohne behindernde Dyskinesien 8,5 Stunden. Zum Studieneinschluss erhielten alle Patienten Levodopa, 80 bis 90 % zusätzlich Dopaminagonisten, 40 % MAO-B-Hemmer, 60 % COMT-Hemmer und 23 bis 30 %  zusätzlich Amantadin.

Primärer Endpunkt war die Änderung in der täglichen Off-Zeit (Phasen, in denen die Patienten wenig oder kaum beweglich waren). Nach der 12-wöchigen doppelblinden Phase erfolgte eine 52-wöchige offene Behandlungsphase. Diese Ergebnisse stehen noch aus.

Originalquelle

Katzenschlager R, et al. Apomorphine subcutaneous infusion in patients with Parkinson‘s disease with persistent motor fluctuations (TOLEDO): a multicentre, double-blind, randomised, placebo-controlled trial. Lancet Neurol 2018;17:740–59.