Kürzlich legten Ergebnisse einer Studie nahe, dass SGLT2-Inhibitoren möglicherweise das Risiko für Amputationen der unteren Extremitäten erhöhen. Daten aus einer neuen Beobachtungsstudie zeigen eine entsprechende Tendenz, robust genug für einen gesicherten Zusammenhang sind die Daten jedoch nicht.
Diabetes und Amputationen
In Deutschland ist Diabetes mellitus einer der Hauptgründe für Amputationen der unteren Extremitäten. Diabetiker haben aufgrund ihrer Krankheit ein höheres Risiko, verhindert werden könnte der Verlust von Bein oder Fuß daher unter anderem durch eine optimale Blutzuckereinstellung. Doch was ist, wenn entsprechende Arzneimittel selbst mit der Gefahr verbunden sind, Gliedmaßen zu verlieren?
Alte Antidiabetika besser als neue?
Nachdem in einigen klinischen Studien der Verdacht aufkam, dass Canagliflozin dieses Risiko weiter erhöht, sollte nun untersucht werden, ob das wirklich für die Klasse der SGLT2-Inhibitoren zutrifft. Verglichen wurde diese mit anderen neueren Antidiabetika wie Dipeptidylpeptidase-4(DPP-4)-Inhibitoren und Glucagon-like-peptide-1(GLP-1)-Agonisten sowie mit älteren Arzneimitteln (z.B. Metformin).
Die Daten von knapp einer Million Patienten wurden in der retrospektiven Kohortenstudie ausgewertet. Knapp 40.000 hatten SGLT2-Inhibitoren neu verordnet bekommen.
Nach Adjustierung auf verschiedene Faktoren (z.B. Krankheitsschwere, Medikation und Begleiterkrankungen), war verglichen mit anderen neuen Antidiabetika das Risiko für Amputationen unter SGLT2-Hemmern zwar etwas höher, statistisch signifikant war der Unterschied jedoch nicht (10,53 pro 10.000 Patientenjahre vs. 8,52 bzw. 7,10). Anders jedoch beim Vergleich mit alten Substanzen: Unter Metformin, Sulfonylharnstoffe und Thiazolidindione waren Amputationen signifikant seltener (4,90 pro 10.000 Patientenjahre).
Was fehlt, sind Untersuchungen im Vergleich zu Placebo. Zudem waren die Follow-up-Zeiten mit nur rund 100 Tagen relativ kurz und die absolute Zahl an Amputationen mit 18 daher im Beobachtungszeitraum insgesamt niedrig.
Was nun?
Möglicherweise erhöhen SGLT2-Inhibitoren das Risiko für Amputationen im Vergleich zu anderen Antidiabetika – sicher ist das jedoch nicht. Bis dahin sollte man Vorsicht walten lassen und das Mittel nicht gerade als ersten Therapieversuch einsetzen. Allerdings betonen die Autoren, dass das Risiko sorgfältig mit dem möglichen Nutzen abgewogen werden muss, vor allem, wenn sonst keine Therapiealternativen bestehen.
Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA und die EMA fordern außerdem vehement, die Vermutung mit weiteren Daten aus Surveillancesystemen oder Studien zu unterfüttern beziehungsweise zu widerlegen.