Eine der häufigsten Ursachen für virale Darminfektionen bei Säuglingen unter 2 Jahren sind Rotaviren. Dies liegt an einer besonders hohen Empfänglichkeit aufgrund noch fehlender Immunität. Deswegen wird in Deutschland die Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut für Säuglinge unter 6 Monaten empfohlen.
Begonnen werden kann mit der Impfung ab einem Alter von 6 Wochen und je nach Impfstoff – in Deutschland sind zwei Präparate mit unterschiedlichem Impfschema zugelassen (Rotarix® und RotaTeq®) – sollte die Immunisierung bis zum Alter von 16 Wochen bzw. von 20 bis 22 Wochen abgeschlossen sein.
Rotavirusinfektionen – Zahlen und Fakten
Die Infektion wird fäkal-oral übertragen und lässt sich klinisch nicht von anderen infektionsbedingten Gastroenteritiden unterscheiden. Akute Symptome sind wässrige Durchfälle und Erbrechen, manchmal begleitet von Fieber und abdominellen Schmerzen. Eine kausale Therapie existiert nicht, einzige Maßnahmen sind Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution.
In Deutschland besteht seit 2001 Meldepflicht für Rotavirusinfektionen, die höchste Fallzahl wurde 2008 mit über 77.000 Erkrankten an das Robert Koch-Institut übermittelt. Seitdem ist bei den unter 2-Jährigen der Trend wieder rückläufig, möglicherweise weil die Impfung häufiger verabreicht wird (von der STIKO seit 2013 empfohlen). 2016 wurden „nur“ noch knapp 23.000 Erkrankte gemeldet, von denen 10.325 hospitalisiert werden mussten, wie im Infektionsepidemiologischen Jahrbuch 2016 (PDF) bekannt gegeben wurde.
Ist früher impfen effektiver?
In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob eine frühere Impfung – nämlich kurz nach der Geburt – eine geeignete Maßnahme zur Prävention der Infektion ist. Dazu wurden die Kinder an Tag 0 bis 5, nach 8 und nach 14 Wochen („Neugeborenenschema“) geimpft. Vergleichsgruppen wurden entweder mit Placebo oder nach dem Impfschema Woche 8 – 14 – 18 („Kleinkindschema“) behandelt.
Schwere durch Rotaviren bedingte Gastroenteritis trat bis zu einem Alter von 18 Monaten bei 28 von 504 Kindern (5,6%) in der Placebogruppe auf verglichen mit 7 von 498 (1,4%) in der Neugeborenengruppe und 14 von 511 (2,7%) in der Kleinkindgruppe. Kombiniert entsprach das einer Effektivität der Impfung von 63% (75% für die Neugeborenengruppe und 51% für die Kleinkindgruppe).
Möglicherweise besteht außerdem hinsichtlich der insgesamt sehr selten auftretenden (1 bis 2 von 100.000 geimpften Kindern) schweren Nebenwirkung „Darminvagination“ ein geringer Vorteil für die Neugeborenen, da das Risiko mit steigendem Alter größer wird.
Heute vor 101 Jahren starb übrigens ein Pionier auf dem Gebiet der Immunologie. Von Rotaviren hatte er zwar noch nichts gehört (diese wurden erst 1973 erstmalig nachgewiesen), dafür sind Emil von Behring die ersten Heilmittel gegen Tetanus und Diphtherie zu verdanken für deren Entwicklung er auch 1901 mit dem ersten Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet wurde.