Gefährlicher Frühjahrsputz: Hanta-Viren

Außenbandrupturen, Handwurzelfrakturen, lokales Lumbalsyndrom: Frühjahrsputz ist gefährlich. Was kaum jemand weiß: Man kann sich auch mit Hanta-Viren infizieren. Im schlimmsten Fall droht ein hämorrhagisches Fieber mit Nierenversagen.

Als typische Frühjahrsputz-Verletzungen kommen einem Außenbandrupturen (durch Stolpern über den Staubsauger), Handwurzelfrakturen (nach Leitersturz beim Fensterputzen) oder etwa ein lokales Lumbalsyndrom (vom Wischen unterm Esstisch) in den Sinn. Doch man kann sich beim Frühjahrsputz auch eine Hanta-Virus-Infektion zuziehen. Zumindest in einigen Gebieten Deutschlands, wenn der aufgewirbelte Staub mit den Ausscheidungen infizierter Rötelmäuse kontaminiert ist.

Hanta-Virus-Infektion: Verteilung in Deutschland

Wissenschaftler der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums untersuchten die Entwicklung von Hanta-Virus-Infektionen in Deutschland anhand von Langzeitdatenreihen (DOI 10.7717/peerj.4255).

Ursache für die Infektion ist meist das durch die Rötelmaus übertragene Puumala-Virus (PUUV). Die Maus selbst erkrankt nicht, kann den Erreger aber auf den Menschen übertragen: über einen Biss, Kot, Urin oder erregerhaltige Aerosole.

Als wichtige Faktoren für die Rötelmausdichte gelten Landnutzung (Waldanteil), klimatische Faktoren (kalte Winter) und Nahrungsangebot: wenn Buche, Eiche und Kastanie besonders viele Früchte produzieren und ein reiches Nahrungsangebot für den Krankheitsüberträger bescheren.

Besonders viele PUUV-Infektionen treten in Baden-Württemberg sowie in angrenzenden Gebieten in Bayern und Nordrhein-Westfalen auf. Seltener sind sie in Nordostdeutschland. In großen Städten und Ballungsgebieten (Berlin, Stuttgart, Bonn) ist die Inzidenz tendenziell höher als in ländlichen Gebieten.

Gefährliches Symptom: Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS)

Je nach Virustyp rufen Hanta-Viren unterschiedlich schwere Krankheitsbilder hervor. Typischerweise setzt Fieber ein, das über drei bis vier Tage anhält. Begleitend können unspezifische grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen und Myalgien auftreten. Asiatische und europäische Hanta-Virus-Stämme sind Auslöser des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom (HFRS).
Nach wenigen Tagen können ausgeprägte Lumbalgien, abdominale Schmerzen, Schwindel, Durchfälle und Erbrechen, Hypotension bis hin zum Schock und weitere hämostatische Störungen auftreten. Im weiteren Verlauf kann es zum Anstieg der Nierenretentionswerte kommen bis hin zu einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz. Die Letalität der moderaten bis schweren Formen des HFRS beträgt laut Robert Koch-Institut (RKI) 5 bis 15 %.

Es gibt weder einen zugelassenen Impfstoff noch eine spezifisch gegen den Erreger gerichtete Therapie. Die Erkrankung wird symptomatisch behandelt.

„Kehrwoch’ isch immer“ – Fazit für den Frühjahrsputz

Zum Vermeiden der Erkrankung rät das RKI zur Expositionsprophylaxe. Generell auf das Putzen verzichten? Das ist natürlich keine Lösung. Stattdessen können folgende Hinweise des RKI hilfreich sein:

  • Kontakt mit den Ausscheidungen von Nagetieren – insbesondere von Rötel- und Brandmäusen – vermeiden
  • Nagetiere im Umfeld menschlicher Wohnbereiche (v. a. Keller, Dachböden, Schuppen) bekämpfen
  • Allgemeine Hygienemaßnahmen einhalten
  • Lebensmittel sicher aufbewahren
  • Beim Umgang mit toten Nagetieren oder dem Aufenthalt in von Mäusen verunreinigten Räumen Staubentwicklung durch Befeuchten vermeiden
  • Bei zu erwartender Staubentwicklung Atemschutzmasken und Handschuhe tragen
  • Mäusekadaver und Exkremente vor der Entsorgung mit Desinfektionsmittel benetzen

Detaillierte Hinweise gibt es beim RKI.

Hanta-Virus-Infektionen sind meldepflichtig

Seit 2001 sind Hanta-Virus-Infektionen in Deutschland meldepflichtig. Die höchsten Fallzahlen in Deutschland seit Beginn der Meldepflicht gab es 2012: In dem Jahr wurden laut RKI 2825 symptomatische Erkrankungen gemeldet (Inzidenz: 3/100.000 Einwohner). Ein nicht unerheblicher Teil der Hanta-Virus-Infektionen verläuft asymptomatisch oder mit unspezifischen Symptomen und bleibt unentdeckt.

Inzidenz gemeldeter PUUV-Erkrankungen (nach Landkreisen). Die Abbildung basiert auf Daten des Robert Koch Institutes [Bildrechte: Goethe-Universität Frankfurt, Integrative Parasitologie und Tierphysiologie]
Inzidenz gemeldeter PUUV-Erkrankungen (nach Landkreisen). Die Abbildung basiert auf Daten des Robert Koch Institutes [Bildrechte: Goethe-Universität Frankfurt, Integrative Parasitologie und Tierphysiologie]

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