Eierlegende Wollmilchsau?

Es wird eingesetzt zur Behandlung diverser kardiovaskulärer Erkrankungen – z.B. bei tachykarden Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder koronarer Herzkrankheit –, es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO zur Migräne-Prophylaxe und zwischenzeitlich hat man es als möglichen Kandidaten zur Malariatherapie untersucht. Seit 2014 ist es außerdem für die Behandlung komplizierter Hämangiome bei Kindern im Alter von 5 Wochen bis 5 Monate zugelassen.

Die Rede ist von Propranolol, einem nicht-kardioselektiven Betablocker. In letztgenannter Indikation wird es unter anderem wegen seiner antiangiogenetischen Effekte eingesetzt. Diese Eigenschaft und seine Fähigkeit zur Störung der Migration von Krebszellen will man sich nun auch bei der Therapie des Melanoms zunutze machen.

In einer prospektiven Kohortenstudie mit 53 Patienten zeigte sich nach im Median drei Jahren Follow-up eine Krankheitsprogression bei 41 % der Patienten, die nicht mit Propranolol behandelt worden waren. In der Propranolol-Gruppe waren es nur 16 %. Auch das krankheitsfreie Überleben war in dieser Gruppe länger. Die Patientencharakteristika waren in beiden Gruppen vergleichbar, nur ulzerierte Melanome, die im Allgemeinen mit einer schlechteren Prognose verbunden sind, traten in der Propranolol-Gruppe etwas häufiger auf.

Da das Follow-up nicht lang genug war, konnten keine abschließenden Aussagen zum Gesamtüberleben getroffen werden.

Die Autoren fordern daher, in größeren randomisierten, placebokontrollierten Studien zu untersuchen, welche Rolle Betablocker in der Prävention von Progressionen beim Melanom einnehmen können und welche Rezeptorstrukturen letzten Endes für diesen protektiven Effekt verantwortlich sind.

Sollte sich dieser Ansatz dann tatsächlich als Erfolg versprechend erweisen, wäre dies nicht nur ökonomisch attraktiv. Denn Propranolol ist nicht nur günstig – man hätte zudem einen Wirkstoff zur Verfügung, der seit rund 50 Jahren im Einsatz und daher hinsichtlich Sicherheit und Langzeiteffekten gut charakterisiert ist.

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