Durch die Kampagne Plain Talking soll die persönliche Gesundheitskompetenz von Schmerzpatienten verbessert werden. Vorgestellt wurde sie von Prof. Dr. Nadja Nestler, Salzburg, auf dem Deutschen Schmerzkongress.
Gesundheitskompetenz nicht ausreichend
Besonders ältere Menschen, Personen mit niedrigem Bildungsstand, geringem Einkommen und chronischen Erkrankungen verfügen häufig über eine geringe Gesundheitskompetenz (Health Literacy). Bei chronischen Schmerzpatienten trifft dies auf mehr als 50% zu.
Für das Leben und den Umgang mit chronischen Schmerzen ist eine ausreichende Gesundheitskompetenz jedoch Voraussetzung und nimmt beim Selbstmanagement eine Schlüsselfunktion ein.
Persönliche Gesundheitskompetenz fördern
Prof. Dr Nadja Nestler, Salzburg, erläuterte, dass es bei der persönlichen Gesundheitskompetenz darum geht, wie der Mensch die Informationen verstehen und relevante Informationen finden kann.
Die Herausforderung dabei ist, die richtigen Ansprechpartner zur richtigen Zeit zu finden, die ihnen die richtigen Informationen geben.
Plain-Talking-Kampagne
Bei der europäischen Plain-Talking-Kampagne, die im Oktober 2020 an den Start ging, geht es darum, dass Personen mit Schmerzen ein Recht haben, ihre Erkrankung zu verstehen und Ärzte in klarer und verständlicher Art und Weise kommunizieren, indem sie ihre Sprache an die Bedürfnisse der Patienten anpassen. Ziele sind ein verbessertes Wissen, Empowerment und die Fähigkeit des sinnvollen Engagements.
Vor rund zweieinhalb Jahren wurde eine Online-Befragung durchgeführt und im April 2022 wurden Online-Materialien sowohl für Behandler als auch für die Betroffenen herausgebracht. Diese sind über die Webseite der European Pain Federation (EFIC©) verfügbar und in 17 Sprachen übersetzt worden.
Im Journey Booklet, das bislang nur auf Englisch veröffentlicht wurde, wird für die Betroffenen aufgezeigt, was sie tun können, um eine Diagnose zu erhalten, wie sie sich aktiv einbringen und mit Behandlern in eine gute Kommunikation treten können.
Strategien für das Behandlungsteam
Für Behandler ist in der Kommunikation mit den Betroffenen wichtig, zielgruppenorientiert zu sprechen und in einem Assessment herauszufinden, welche Kompetenz der Betroffene überhaupt hat.
Strategien für das Behandlungsteam sind zum Beispiel:
- Nutzung verschiedener Kommunikationsarten und Tools mit den Patienten und ihren Angehörigen, um die schriftliche und mündliche Kommunikation zu fördern.
- Nutzung geprüfter Methoden, um das Verstehen der Patienten zu fördern. Zum Beispiel wird der Patient bei der Methode teach me back© darum gebeten, am Ende des Behandlungsgesprächs das Verstandene zu wiederholen.
- Nutzung von Patienten-zentrierten Technologien zu allen Zeiten des Behandlungsprozesses. So werden die Entscheidungsnotwendigkeiten der Patienten unterstützt.