Eine CIPN tritt häufig unter Therapie mit bestimmten Krebstherapeutika auf. In einer aktuellen Studie wurden Duloxetin und Lidocain zu Behandlung dieser Neuropathie-Form getestet.
CIPN als häufige Nebenwirkung einer Chemotherapie
Eine häufige Nebenwirkung von Chemotherapien ist die Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN), die die Lebensqualität stark einschränkt. Sie tritt vor allem bei Behandlung mit neurotoxischen Tumortherapeutika (insbesondere Platin-Derivaten, Taxanen, Vinca-Alkaloiden, Eribulin, Bortezomib und Thalidomid) auf und ist häufig dosislimitierend.
Die CIPN äußert sich unter anderem in Form von Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Missempfinden in Händen und Füßen, beginnend in Finger- und Zehenspitzen. Es können auch neuropathische Schmerzen und Lähmungen auftreten.
Zur Vorbeugung empfiehlt die S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen bereits mit Beginn einer potenziell neurotoxischen Tumortherapie eine Anleitung zum regelmäßigen Funktionstraining. Mit Studiendaten untermauert ist diese Empfehlung allerdings nicht. Eine wirksame medikamentöse Prophylaxe existiert nicht.
Zur Therapie der CIPN sollte bzw. kann der Einsatz von Duloxetin, Amitriptylin, Gabapentin, Pregabalin oder Venlafaxin erwogen werden. In einer kleinen Studie mit Brustkrebspatientinnen unter Taxan-Therapie wurden nun Lidocain-Infusionen im Vergleich mit Duloxetin und Placebo bei CIPN untersucht.
Studie mit Brustkrebspatientinnen unter Taxan-Therapie
60 Frauen sollten wöchentlich über zwölf Wochen mit einem Taxan behandelt werden. Zur Behandlung der CIPN erhielten sie
- Duloxetin (30mg pro Tag über zwölf Wochen, beginnend am Tag vor der ersten Taxan-Infusion)
- Lidocain-Infusion
- Kochsalzinfusion (Kontrollgruppe)
Mindestens 40 Minuten vor der Taxan-Infusion erhielten die Patientinnen die Lidocain-Infusion oder eine Kochsalzinfusion.
Die Neuropathie wurde mithilfe des Fragebogens Douleur Neuropathique en 4 Questions (DN4) bewertet (max. 10 Punkte, bei ≥4 Punkten liegt eine Neuropathie vor).
Lidocain und Duloxetin geeignet
Nach sechs Wochen Taxan-Therapie hatten 35% der Patientinnen in der Kontrollgruppe einen DN4 > 4 im Vergleich zu 5% unter Lidocain und 0% unter Duloxetin. Nach Ende der Therapie lagen die Raten bei 70%, 20% und 25%.
Der Schweregrad war in der Kontrollgruppe höher als in den beiden anderen Gruppen:
- Lidocain-Gruppe – leichte und moderate axonale Neuropathie: 20% und 5%
- Duloxetin-Gruppe – leichte und moderate axonale Neuropathie: 25% und 5%
- Kontrollgruppe – leichte und moderate axonale Neuropathie: 55% und 25%
Auch die Lebensqualität wurde in der Kontrollgruppe als signifikant schlechter beurteilt als in den beiden Therapiegruppen.
Die Autoren resümieren, dass Lidocain und Duloxetin geeignet sind, um Inzidenz und Schwere der Taxan-induzierten peripheren Neuropathie zu senken sowie die Lebensqualität zu verbessern.
Quelle
Abouelmagd GMT, et al. Lidocaine Infusion Versus Duloxetine for Prevention and Management of Taxane-Induced Peripheral Neuropathy among Breast Cancer Patients – A Randomized Controlled Study. Pain Physician 2023;26:E497–E507.