RAS-Hemmer und Betablocker bei gebrochenem Herzen?

Bei Stresskardiomyopathien fehlt es an wirksamen Präventionsstrategien. Eine aktuelle Metaanalyse sollte klären, ob RAS-Hemmer und Betablocker geeignete Kandidaten für die Rezidivprophylaxe sind.

Gebrochenes Herz nach Stress

Die Stresskardiomyopathie, auch Takotsubo-Syndrom oder Broken-Heart-Syndrom/Gebrochenes-Herz-Syndrom, tritt nach intensiver emotionaler oder körperlicher Belastung auf. Betroffen sind überwiegend Frauen nach den Wechseljahren.

Dabei handelt es sich um eine akute, aber in der Regel vollständig reversible Dysfunktion des meist linken Ventrikels. Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarkts, ohne dass die Herzkranzgefäße verschlossen sind. Insgesamt ist die Prognose gut, es kann allerdings zu kardiovaskulären Problemen kommen, die tödlich enden können. Auch die Langzeitmortalität ist erhöht.

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie weist darauf hin, dass das Takotsubo-Syndrom nicht als harmlose Erkrankung betrachtet werden dürfe und dass zukünftig möglicherweise Risikoscores dabei helfen könnten, Patienten mit schlechter Prognose identifizieren zu können (PDF).

Ein Wiederauftreten der Erkrankung ist nicht ungewöhnlich, trotzdem gibt es bisher keine Standards zur Prävention. In einer aktuellen Metaanalyse wurde untersucht, ob RAS-Hemmer (ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorantagonisten) und Betablocker ein erneutes Auftreten des Broken-Heart-Syndroms verhindern können.

Kein Vorteil für RAS-Hemmer und Betablocker

In die Metaanalyse flossen die Daten aus sechs Beobachtungsstudien mit 3407 Patienten mit Takotsubo-Syndrom ein, wovon knapp 90% Frauen waren. Im Verlauf von 40±10 Monaten Follow-up trat bei 160 Patienten ein Rezidiv auf (4,7%).

Es konnte für keine der Behandlungen ein signifikanter Vorteil ausgemacht werden: Die Rezidivrate unterschied sich nicht zwischen den Gruppen bei einer Behandlung mit Betablockern vs. Kontrollgruppe, mit ACE-Hemmer/AT1-Rezeptorantagonisten vs. Kontrollgruppe und auch nicht bei einer Kombination aus beiden Wirkstoffen vs. Kontrollgruppe. Auch der Vergleich von Betablockern mit ACE-Hemmer/AT1-Rezeptorantagonisten belegte keinen Vorteil für eine der beiden Gruppen.

Randomisierte Studien fehlen

Randomisierte Studien, in der verschiedenen Wirkstoffe zur Prävention eines Rezidivs getestet werden, gibt es bisher nicht. Dies stellt gleichzeitig eine Schwäche der vorliegenden Metaanalyse dar: Die analysierten Daten stammen nur aus Beobachtungsstudien.

Es sei überdies schwierig, eine passende Therapiestrategie zu finden, da die Patientenpopulation mit Takotsubo-Syndrom sehr heterogen sei, so die Autoren der Metaanalyse – schließlich können das Syndrom und auch das Rezidiv durch körperlichen oder psychischen Stress ausgelöst werden, sodass der Erkrankung sehr unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können. So sind beispielsweise psychiatrische Unterstützung und in seltenen Fällen Antipsychotika als Behandlung geeignet, wenn die Kardiomyopathie durch emotionalen Stress ausgelöst wurde und zusätzlich eine Angststörung vorlag (etwa bei dreiviertel der Patienten, bei denen emotionale Belastung der Auslöser war).

Die Autoren resümieren daher, dass dringend große multizentrische randomisierte Studien benötigt werden, um eine bessere Rezidivprävention bei Stresskardiomyopathie zu etablieren.

Quelle

Santoro F, et al. Beta-blockers and renin-angiotensin system inhibitors for Takotsubo syndrome recurrence: a network meta-analysis. Heart 2023. Published online September 4, doi:10.1136/heartjnl-2023-322980.