Typ-1-Diabetikerinnen können in der Schwangerschaft mit Closed-Loop-Systemen besser eingestellt werden als mit einer Standard-Insulintherapie.
Häufig Komplikationen bei Babys von Diabetikerinnen
Bei etwa der Hälfte der Babys von Typ-1-Diabtikerinnen kommt es zu Komplikationen: Die häufigsten sind Frühgeburt, hohes Geburtsgewicht oder eine notwendige intensivmedizinische Behandlung. Der wichtigste Risikofaktor für diese Komplikationen sind Hyperglykämien bei der Mutter vor der Geburt, insbesondere, wenn diese schon zu Beginn der Schwangerschaft bestehen. Für die Mutter sind wiederum schwere Hypoglykämien eine Ursache für Morbidität und Mortalität.
Es ist bekannt, dass Closed-Loop-Systeme, die basierend auf kontinuierlichem Glucosemonitoring per Pumpe Insulin verabreichen, bei Nichtschwangeren und Kindern eine bessere Einstellung des Diabetes ermöglichen. Ob dies auch für Schwangere gilt, ist nicht bekannt und sollte nun in einer Studie geklärt werden. Die Studie fand in Großbritannien statt, wo für Schwangere niedrigere Glucosewerte gelten als für Nichtschwangere.
Laut der S2e-Leitlinie „Diabetes in der Schwangerschaft“ sollten bei kapillärer Selbstmessung nüchtern und präprandial Werte von 65 bis 95 mg/dl (3,8 bis 5,2 mmol/l) und zwei Stunden nach Beginn der Mahlzeit von unter 120 mg/dl (≤ 6,6 mmol/l) erreicht werden. Unter kontinuierlichem Glucosemonitoring sollten sich die Frauen mindestens 70% der Zeit im Zielbereich von 63 bis 140mg/dl (3,5 bis 7,8 mmol/l) befinden.
Closed-Loop-Systeme vorteilhaft
In die Studie eingeschlossen wurden 124 schwangere Typ-1-Diabtikerinnen mit einem HbA1c-Wert von 7,7±1,2%. Die eine Gruppe erhielt eine Standard-Insulintherapie, die andere ein Closed-Loop-System. Beide Gruppen standen unter kontinuierlichem Glucosemonitoring.
Primärer Endpunkt war der Zeitanteil, den die Frauen sich im Glucosezielbereich von 63 bis 140mg/dl (3,5 bis 7,8 mmol/l) befanden. Frauen mit Closed-Loop-Systemen waren 68,2±10,5% der Zeit im Zielbereich, unter Standardtherapie war die Zeit im Zielbereich geringer (55,6±12,5% der Zeit). Schwangere mit Closed-Loop-Systemen befanden sich außerdem seltener im hyperglykämischen Zustand (Differenz 10,2 Prozentpunkte). Auch nächtliche Entgleisungen des Blutzuckerspiegels waren seltener und die Patientinnen mit Closed-Loop-Systemen hatten einen niedrigeren HbA1c-Wert (Differenz 0,31 Prozentpunkte). Hypoglykämien waren selten.
Die Autoren resümieren, dass Closed-Loop-Systeme die Glucosekontrolle bei schwangeren Typ-1-Diabtikerinnen im Vergleich zu einer Standard-Insulintherapie verbessern.
Quelle
Lee TTM, et al. Automated Insulin Delivery in Women with Pregnancy Complicated by Type 1 Diabetes. N Engl J Med 2023. Published online October 5, DOI: 10.1056/NEJMoa2303911