Fördern Arzneimittel Allergien?

Der Junge muss an die frische Luft

Bei Pseudokrupp wird häufig empfohlen, die Kinder an ein offenes Fenster oder vor den offenen Kühlschrank zu setzen. Dieses Vorgehen soll die Symptome des Anfalls bessern. Untermauernde Daten gibt es zu dieser Empfehlung bisher nur wenig.

Glucocorticoide und frische Luft?

Pseudokrupp oder auch stenosierende Laryngitis ist eine meist viral bedingte Atemwegserkrankung, die insbesondere bei Kindern zwischen sechs Monaten und drei Jahren auftritt. Die Symptome beginnen häufig nachts ohne Vorwarnung. Charakteristisch ist anfallartiger, trockener, bellender Husten, Heiserkeit und pfeifende Geräusche beim Einatmen (inspiratorischer Stridor). Die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfs ist entzündet und schwillt dadurch an – es entsteht die für einen Pseudokrupp-Anfall typische Atemnot.

Zur akuten Behandlung werden – wenn notwendig – Glucocorticoide eingesetzt: die Schleimhäute schwellen ab, die Atmung wird erleichtert. In Deutschland werden dafür häufig Zäpfchen mit Dexamethason verordnet, es ist aber auch ein prednisolonhaltiger Saft verfügbar, dessen Wirkung schneller eintritt als die der Zäpfchen.

Des Weiteren wird empfohlen, das Kind aufrecht hinzusetzen und eventuell ein Fenster zu öffnen, da die frische Luft die Atmung erleichtern soll. Wirklich belegt ist Letzteres jedoch nicht. Eine kleine Schweizer Studie gibt nun Hinweise, dass dem tatsächlich so ist.

Frische Luft tut gut

118 Kinder im Alter von drei Monaten bis zehn Jahren, die mit einem Pseudokrupp-Anfall in einer pädiatrischen Notfallambulanz vorstellig wurden, nahmen an der Studie teil. Die Patienten wiesen einen Westley Croup Score von ≥2 auf (WCS; Werte von 0 bis 17 möglich, wobei höhere Werte einen höheren Schweregrad bedeuten).

Die Kinder erhielten eine einzelne Dosis orales Dexamethason und wurden dann 1:1 randomisiert entweder für 30 Minuten nach draußen gebracht (Lufttemperatur <10 °C) oder hielten sich die gleiche Zeit in Innenräumen auf (Kontrollgruppe). Primärer Endpunkt war eine Abnahme im WCS um mindestens zwei Punkte nach 30 Minuten. Bereits die Abnahme um einen Punkt gilt als klinisch relevant.

Bei 29 Kindern in der Interventionsgruppe, aber nur bei 14 in der Kontrollgruppe nahm der WCS um mindestens zwei Punkte ab (Risikodifferenz 25,4%). Am meisten profitierten Kinder mit moderaten Symptomen von der Frischluft-Therapie.

Nach 60 Minuten glichen sich die beiden Gruppen wieder an. Dies könne laut Autoren durch verschiedene Faktoren bedingt sein:

  • Der positive Effekt hält nur so lange an, wie sich die Kinder im Freien aufhielten
  • Nach 60 Minuten hat die Wirkung des Glucocorticoids eingesetzt und die Symptome in beiden Gruppen gleichermaßen gelindert
  • Die frische Luft beschleunigt die Besserung der Symptome, hat aber keinen Einfluss auf das Gesamtoutcome, da der Verlauf in der Regel auch spontan günstig ist

Die Autoren resümieren, dass frische Luft die Symptome bei Kindern mit Pseudokrupp verbessert, bis die Wirkung verabreichter Glucocorticoide einsetzt.

Quelle

Siebert JN, et al. Outdoor Cold Air Versus Room Temperature Exposure for Croup Symptoms: A randomized controlled trial. Pediatrics 2023;152(3):e2023061365.