Oraler Provokationstest zur Widerlegung einer Penicillin-Allergie

Nur wenige Menschen leiden an einer Penicillin-Allergie, sie wird aber häufig (fälschlicherweise) angenommen. Um herauszufinden, wer wirklich betroffen ist, werden meist mehrere Allergietests durchgeführt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bei vielen Patienten ein oraler Provokationstest zur Überprüfung ausreicht.

Echte Penicillin-Allergie ist selten

Weniger als 5% der Patienten, die eine Penicillin-Allergie angeben, sind wirklich allergisch. Die Folge ist, dass Patienten mit vermeintlicher Penicillin-Allergie im Falle einer bakteriellen Infektion häufiger Breitspektrum- statt Schmalspektrum-Antibiotika erhalten. Das erhöht wiederum das Risiko für Resistenzen.

Eine wichtige Säule von weltweitem Antibiotic Stewardship (ABS) ist dementsprechend, herauszufinden, ob Patienten mit deklarierter Penicillin-Allergie tatsächlich eine solche Allergie haben. Üblicherweise erfolgt die Überprüfung mithilfe eines Hauttests und anschließendem oralem Provokationstest.

In einer aktuellen Studie wurde somit nun untersucht, ob bei Patienten mit niedrigem Risiko auf den Hauttest verzichtet werden und direkt der orale Provokationstest durchgeführt werden kann, um Ressourcen zu sparen, ohne dass das Risiko für schwere allergische Reaktionen steigt.

Oraler Provokationstest oft ausreichend

Teilnehmen durften Patienten mit einem sogenannten PEN-FAST-Score unter 3, also mit einem niedrigen Risiko für eine Penicillin-Allergie. In der Nichtunterlegenheitsstudie wurden die Daten von 377 Patienten ausgewertet. 187 in der Interventionsgruppe erhielten nur den oralen Provokationstest, 190 in der Kontrollgruppe Haut- und oralen Provokationstest. Primärer Endpunkt war eine ärztlich bestätigte allergische Reaktion.

In beiden Gruppen gab es je einen Fall einer bestätigten allergischen Reaktion, die nicht schwerwiegend war (Einzeldosis eines Antihistaminikums als Behandlung ausreichend).

Die Autoren resümieren, dass der alleinige orale Provokationstest bei Patienten mit niedrigem Risiko für eine Penicillin-Allergie dem Standardprocedere (Hauttest plus orale Provokation) nicht unterlegen ist. Bei diesen Patienten könne also direkt der orale Provokationstest durchgeführt und so Kosten und Ressourcen gespart werden. Überdies sei der orale Test breiter anwendbar, da er nicht nur von spezialisierten Fachärzten durchgeführt werden könne.

Quelle

Copaescu AM, et al. Efficacy of a Clinical Decision Rule to Enable Direct Oral Challenge in Patients With Low-Risk Penicillin Allergy. The PALACE Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med, published online July 17, 2023.doi:10.1001/jamainternmed.2023.2986