WHO warnt vor Süßstoffen

Die WHO hat eine neue Leitlinie zur Verwendung von Süßstoffen herausgegeben. Darin warnt sie vor der Verwendung von Süßstoffen zur Gewichtskontrolle oder zum Managen nicht übertragbarer Erkrankungen.

Verwendung von Süßstoffen auf dem Vormarsch

Fast zwei Milliarden Erwachsene und mehr als 340 Millionen Kinder und Erwachsene sind nach aktuellen Schätzungen der WHO übergewichtig bzw. adipös.

Obwohl für Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe häufig geworben wird, dass diese weniger oder gar keine Kalorien haben, ist nicht klar, ob eine langfristige Einnahme zu einem Gewichtsverlust führen kann. Noch dazu steigt die Evidenz, dass sich Süßstoffe ungünstig auf Risikofaktoren für chronische Erkrankungen auswirken. Dennoch steigt der Konsum.

Grundlage der Leitlinien-Empfehlung waren 283 Studien, darunter randomisierte Studien, prospektive Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien.

Hauptergebnisse

Erwachsene:

  • Der Konsum von Süßstoffen über drei Monate oder weniger war mit einem geringeren Gewicht oder BMI assoziiert. Glucose- oder Insulinspiegel wurden jedoch nicht verbessert. Ein längerer Konsum (6–18 Monate) schien das Gewicht nicht zu beeinflussen.
  • Über alle Kohortenstudien, darunter eine, in der die Teilnehmer über zehn Jahre beobachtet wurden, war ein höherer Konsum von Süßstoffen mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht, Typ-2-Diabetes und verschiedene kardiovaskuläre Erkrankungen, einschließlich Schlaganfall, und Tod jeglicher Ursache assoziiert. Der Konsum von Süßstoffen war nicht mit einem allgemein erhöhten Krebsrisiko verbunden, Saccharin wurde aber in einigen Fall-Kontroll-Studien mit dem Auftreten von Blasenkrebs in Verbindung gebracht.

Kinder:

Kinder verloren zwar Gewicht, wenn sie anstatt zuckerhaltiger Getränke solche mit Süßstoffen zu sich nahmen, ein Unterschied beim BMI-Score oder ein verbesserter Gesundheitszustand wurden jedoch nicht beobachtet.

Schwangere:

Ein höherer Süßstoff-Konsum war mit einem erhöhten Risiko für eine Frühgeburt verbunden. Der Konsum von Süßstoffen führte nicht zu einem reduzierten Risiko für Gestationsdiabetes, jedoch hatte er Auswirkungen auf das Neugeborene: Das Risiko für Asthma, Allergien und eine reduzierte kognitive Funktion war erhöht.

Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko durch Süßstoffe?

Eine französische Arbeitsgruppe sah letztes Jahr einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von künstlichen Süßstoffen und einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. In einer weiteren, aktuellen Studie wurde beobachtet, dass Sucralose-6-Acetat, das sich nach der Aufnahme von Sucralose bildet, zu DNA-Schäden führen kann und die Aktivität von Genen erhöht, die im Zusammenhang mit Entzündung und Krebs stehen.

Leitlinie gilt nur unter Vorbehalt

Die meisten Ergebnisse haben keine hohe Evidenz, deshalb gilt diese Leitlinie nur unter Vorbehalt. Weitere Studien sind notwendig.

Die Leitlinie bezieht sich auf künstliche und natürliche Süßstoffe, die nicht als Zucker klassifiziert werden, zum Beispiel Aspartam, Saccharin, Stevia und Sucralose, aber nicht auf Zuckeralkohole.

Um ihre Gesundheit zu verbessern, sollten Menschen bereits früh im Leben die allgemeine Süße ihrer Ernährung reduzieren. Entscheidungsträger sollten den Fokus daher ganz besonders auf kleine Kinder legen, bei denen der Geschmackssinn noch geprägt wird.