Erhöhte Leberwerte werden bei der Einnahme von Cannabidiol (CBD) häufig beobachtet. Besonders hohe Dosen oder eine Komedikation mit Antiepileptika erhöhen das Risiko.
Leberenzymwerte steigen an
In den vergangenen Jahren ist der Konsum von Cannabidiol (CBD) gestiegen. In Studien mit CBD zur Prophylaxe von epileptischen Anfällen bei Kindern wurden erhöhte Leberenzymwerte, vor allem Erhöhungen der Alanin-Transaminase (ALT) und Aspartat-Aminotransferase (AST), beobachtet. Vermutlich ist das Risiko bei hohen CBD-Dosen und der Komedikation mit hepatotoxischen Arzneistoffen wie Antiepileptika erhöht. Auch erhöhte Werte der alkalischen Phosphatase und Gamma-Glutamyltransferase wurden bei Parkinson-Patienten, die CBD zur Symptomlinderung einnahmen, beobachtet.
Studien bestätigen den Effekt
In einem systematischen Review mit Metaanalyse wurde der Zusammenhang zwischen der CBD-Einnahme und erhöhten Leberwerten sowie einer medikamentösen Leberschädigung (drug-induced liver injury; DILI) analysiert. Es wurden sowohl Studien mit Kindern als auch mit Erwachsenen einbezogen.
In insgesamt zwölf Studien mit 1229 Patienten war die CBD-Einnahme (meist als orale Lösung) im Vergleich mit Placebo mit einer signifikant erhöhten Wahrscheinlichkeit für erhöhte Leberenzymwerte verbunden (Odds-Ratio: 5,85; 95%-Konfidenzintervall 3,84–8,92; p < 0,001). Auch die Wahrscheinlichkeit für eine medikamentöse Leberschädigung war signifikant erhöht (OR: 4,82; 95%-KI: 2,46–9,45; p < 0.001).
Risikofaktoren: Erhöhte CBD-Dosis und Antiepileptika
Der gepoolte Anteil an Patienten, die unter einer CBD-Einnahme erhöhte Leberenzyme aufwiesen, betrug 7,4%, der gepoolte Anteil der Patienten mit DILI 3%. Risikofaktoren waren sowohl eine hohe CBD-Dosis (≥ 1000 mg/d oder ≥20 mg/kg/d) als auch die Komedikation mit Antiepileptika. Etwa 75% der Patienten mit erhöhten Leberwerten nahmen Valproinsäure ein. Fälle mit akutem Leberversagen wurden nicht beobachtet. Bei CBD-Dosen < 300 mg/d wurde keine DILI beobachtet.
Aktiv nach CBD-Einnahme fragen
Eine Erhöhung der Leberenzymwerte scheint nach der Einnahme von CBD eine übliche unerwünschte Arzneimittelwirkung zu sein, die nach dem Absetzen reversibel ist. Das Risiko für eine Hepatotoxizität besteht vor allem bei einer CBD-Hochdosistherapie oder Komedikation mit Antiepileptika wie Valproinsäure. Kliniker sollten Patienten deshalb aktiv nach einer CBD-Einnahme befragen und bei einer Dosiserhöhung auch auf Zeichen erhöhter Leberenzymwerte oder -funktionsstörungen achten.
Quelle
Lo LA, et al. Cannabidiol-associated hepatotoxicity: A systematic review and meta-analysis. J Intern Med 2023 Mar 13. doi: 10.1111/joim.13627. Online ahead of print.