Priscus-Liste 2.0

Die Priscus-Liste wurde nun erstmals aktualisiert. Hinzugekommen sind 133 neue Wirkstoffe, die potenziell inadäquat für ältere Patienten sind.

PIM- potenziell inadäquate Medikamente

In der Priscus-Liste sind Arzneistoffe gelistet, die zu den sogenannten PIM (potenziell inadäquate Medikamente) gehören. Diese PIM sind für ältere Patienten eher ungeeignet und allenfalls mit besonderer Vorsicht anzuwenden, da diese Wirkstoffe unter anderem durch Veränderungen der Pharmakokinetik und auch -dynamik besonders im Alter häufig Schwindel, eine rapide Blutdrucksenkung oder Beeinträchtigung der Kognition verursachen.

133 neue Wirkstoffe bei Priscus 2.0

59 Experten aus der klinischen Praxis und Forschung ermittelten, welche Wirkstoffe zu den PIM gehören. Heraus kamen insgesamt 187 Wirkstoffe, 133 mehr als bei der letzten Version der Priscus-Liste.

Unter diesen neuen Wirkstoffen sind orale Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffe, Acarbose und Pioglitazon zu finden, alle selektiven COX-2-Hemmer und mittellangwirksame Benzodiazepine wie Oxazepam. Zusätzlich wird für einige Wirkstoffe eine maximale Therapiedauer angegeben, z. B acht Wochen für Protonenpumpenhemmer (PPI), eine Woche für Natriumpicosulfat sowie drei Tage für Loperamid. Auch für nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen (> 1 200 mg/d) wird eine Therapiedauer von mehr als einer Woche ohne PPI als inadäquat eingestuft.

Unterschiede zu anderen Listen

Beim Vergleich mit anderen PIM-Listen wie der FORTA(Fit for the aged) oder Beers (Abonnenten der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten können auf der Webseite der Zeitschrift hierzu einen Beitrag lesen) fällt auf, dass einige Arzneimittel anders eingestuft werden. Beispielsweise werden die direkten oralen Antikoagulanzien unterschiedlich bewertet. So wird nur Dabigatran in der aktuellen Priscus-Liste als PIM eingestuft. In der Beers-Liste sind es Dabigatran sowie Rivaroxaban. Weitere Diskrepanzen gibt es beispielsweise bei den Alphablockern.

Diese Unterschiede beruhen zum einen auf der veränderten Evidenzlage über die Zeit und zum anderen auf die jeweiligen Experten, die zu Rate gezogen wurden.

Priscus 2.0 bietet mehr

Sehr zu begrüßen ist deshalb die Angabe des Grundes für die Einstufung bei der ausführlichen Version der Priscus-Liste 2.0. Hinzu kommen die Angaben möglicher Alternativen, Hinweise zum Monitoring, zu vermeidende Komedikationen oder Komorbiditäten sowie Diskussionspunkte.

Nun muss die Praxistauglichkeit der neuen Priscus-Liste im Alltag geprüft werden, denn die Verordnung eines PIM kann selbstverständlich in individuellen Situationen notwendig sein. Deshalb sollte diese Liste auch nicht als Verbotsliste gedeutet werden.

Quelle

Mann NK, Mathes T, Sönnichsen A, Pieper D, Klager E, Moussa M, Thürmann PA. Potentially inadequate medications in the elderly: PRISCUS 2.0—first update of the PRISCUS list. Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 3–10. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0377.