Bereits wenige Jahre nach einer Schwangerschaft ist das Mortalitätsrisiko für Frauen erhöht, die in der Schwangerschaft unter Bluthochdruck oder Präeklampsie gelitten haben. Die Autoren einer aktuellen Studie plädieren deshalb für eine entsprechende Nachsorge bei betroffenen Frauen.
Risiko auch in jüngerem Alter erhöht?
Bluthochdruck in der Schwangerschaft und Präeklampsie sind mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen im späteren Leben verbunden. Das zeigen einige Kohortenstudien, die allerdings Frauen im Alter von Mitte 50 bis Mitte 60 eingeschlossen hatten. Wie hoch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und dadurch bedingte Mortalität in den ersten 20 Jahren nach der Geburt ist, ist weitgehend unbekannt. Überdies scheint das Risiko abhängig von der Ausprägung der Beschwerden während der Schwangerschaft zu sein: Das kardiovaskuläre Risiko ist nach einer Präeklampsie höher als nach einem erhöhten Blutdruck in der Schwangerschaft ohne Organbeteiligung.
In einer aktuellen niederländischen Studie wurde nun das kardiovaskuläre Risiko von Frauen in den 40ern untersucht, die in einer vorangegangenen Schwangerschaft Bluthochdruck/Präeklampsie hatten. Sollte die kardiovaskuläre Mortalität schon früh nach der Schwangerschaft erhöht sein, könnte dies ein Ansatzpunkt für frühzeitige Präventionsmaßnahmen sein.
Präeklampsie und Gestationshypertonie erhöhen Risiko
Die Daten von 1.243.890 erstmalig schwangeren Frauen aus dem niederländischen Geburtenregister mit einem durchschnittlichen Follow-up von 11,2 Jahren wurden in die Analyse einbezogen. 259.177 (20,8%) davon hatten eine hypertensive Störung (213.695 Gestationshypertonie, 45.482 Präeklampsie). Die Risikoauswertung war nach dem Alter der Mutter adjustiert. Das durchschnittliche Alter der Frauen bei der ersten Schwangerschaft betrug 29 Jahre.
Nach dem Follow-up waren 6886 Frauen gestorben. Verglichen mit Frauen ohne Hypertonie während der ersten Schwangerschaft hatten Frauen mit einer hypertensiven Störung ein signifikant höheres Mortalitätsrisiko (Hazard-Ratio [HR] 1,30). Besonders hoch war dieses bei einer Präeklampsie (HR 1,65 vs. 1,23 bei Gestationshypertonie). Auch die kardiovaskuläre Sterblichkeit war bei einer Präeklampsie besonders hoch (HR 3,39; 2,22 bei Gestationshypertonie). Frühgeburt und geringes Geburtsgewicht erhöhten das Risiko weiter.
Als besonders wichtigen Faktor identifizierten die Studienautoren den diastolischen Blutdruck. Lag er zwischen 80 und 89 mm Hg, war das Risko für kardiovaskuläre Mortalität leicht erhöht (HR 1,47); bei 130 mm Hg und höher war es dagegen stark erhöht (HR 14,7).
Risiko bereits in jüngeren Jahren erhöht
Die Daten der Studie zeigen, dass Frauen mit hypertensiven Störungen in der Schwangerschaft schon in jüngerem Alter ein höheres Mortalitätsrisiko (gesamt und kardiovaskulär) haben als Frauen ohne Bluthochdruck in der Schwangerschaft.
Die Autoren schließen daraus, dass Frauen mit hohem Blutdruck in der Schwangerschaft, insbesondere bei sehr hohen diastolischen Werten, bereits in den Jahren nach der Schwangerschaft anhand des persönlichen Risikos individuell betreut werden sollten. Sie sollten das Angebot für eine kardiovaskuläre Überwachung erhalten, um das Sterberisiko zu reduzieren.
Quelle
Welters SM, et al. Cardiovascular mortality in women in their forties after hypertensive disorders of pregnancy in the Netherlands: a national cohort study. Lancet Healthy Longev 2023;4:e34–42.