Trinken als Anti-Aging-Maßnahme

Wer ausreichend trinkt, altert langsamer und entwickelt seltener chronische Erkrankungen. Forscher schauten bei ihrer Analyse zu diesen Zusammenhängen auf den Natriumspiegel im Blut.


Hypohydration macht schneller alt

Die Autoren einer aktuellen Studie gingen der Frage nach, inwieweit ein leichter, subklinischer Flüssigkeitsmangel – definiert als Urinausscheidung mit geringerem Volumen und erhöhter Konzentration, aber noch ohne auffällige Veränderungen bei Plasmanatrium und Osmolarität – Alterserscheinungen vorantreibt. Bei der umfassenden Analyse einer großen populationsbasierten Beobachtungsstudie (ARIC) mit einer Nachbeobachtungszeit von 25 Jahren wurden die Daten von über 15.000 Teilnehmern mittleren Alters (45 bis 66 Jahre) analysiert. Alterungsprozesse in Form des biologischen Alters stuften die Forscher auf der Basis von 15 altersabhängigen Biomarkern ein, darüber hinaus berechneten sie das Risiko für  chronische Erkrankungen sowie für vorzeitiges Versterben. Dabei untersuchte chronischen Erkrankungen waren Herzinsuffizienz, Demenz, chronische Lungenerkrankung, Schlaganfall, Diabetes mellitus, periphere Gefäßerkrankungen, Vorhofflimmern und Hypertonie.

Die Flüssigkeitszufuhr kann bei gesunden Erwachsenen anhand des Nüchtern-Serumnatriums eingeschätzt werden, denn schon ein leichter Wassermangel im Körper führt zu erhöhten Werten. Der Referenzbereich für Serumnatrium bei gesunden Erwachsenen liegt bei 134 bis 143 mmol/l. Bei zu geringen Trinkmengen versucht der Körper, Wasser zu sparen. Infolgedessen können eintretende Prozesse zur Entwicklung von Herzinsuffizienz und anderen negativen Erscheinungen führen.

Schwellenwert bei 142 mmol/l

Die niedrigste Mortalitätsrate erreichten Teilnehmer mit einem Serumnatrium von 137 bis 142 mmol/l. Bei Werten über 142 mmol/l stieg das Risiko, eine chronische Erkrankung zu entwickeln, um 36 % (Hazard Ratio [HR] 1,39; 95% Konfidenzintervall [KI] 1,18–1,63). Menschen mit Serumnatrium über 142 mmol/l waren außerdem mit bis zu einer um 50% höheren Wahrscheinlichkeit biologisch älter als ihr chronologisches Alter im Vergleich zu Menschen mit einem Serumnatrium zwischen 137 und 142 mmol/l (Odds-Ratio 1,50; 95% KI 1,14–1,96).

Dieses erhöhte biologische Alter ist wiederum mit einer Risikoerhöhung für chronische Erkrankungen (HR 1,70; 95% KI 1,50–1,93) und vorzeitiger Mortalität (HR 1,59; 95% KI 1,39–1,83) verknüpft.

Liegt das Serumnatrium bei Menschen mittleren Alters im oberen Normalbereich, fanden sich also Assoziationen für Alterserscheinungen und chronische Krankheiten – auch noch 25 Jahre später. Selbst unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Blutdruck, Nierenfunktion, Cholesterinwerte, Blutzucker, Body-Mass-Index, Geschlecht und Raucherstatus blieben die Zusammenhänge signifikant. Die biologische Alterung schreitet demnach unter knapper Flüssigkeitsversorgung voran und stellt für das spätere Leben eine erhöhte Belastung dar.

Chance für Präventionsmaßnahmen

Eine optimale Flüssigkeitszufuhr scheint ein systemischer präventiver Ansatz zu sein, die krankheitsfreie Lebensdauer zu verlängern. Ein Serumnatrium-Wert von mehr als 142 mmol/l könne möglicherweise als Kontrollwert für die Identifizierung von Risikopatienten bzw. als präventive Routinemaßnahme genutzt werden, folgern die Studienautoren. Vor dem Hintergrund, dass viele Menschen die Trinkempfehlungen nicht erreichen, ein durchaus interessanter Ansatz.

Quelle

Dmitrieva N I, Gagarin A, Liu D, Wu C O, Boehm M. Middle-age high normal serum sodium as a risk factor for accelerated biological aging, chronic diseases, and premature mortality. eBioMedicine 2022. 104404. Published online 2. Januar 2023. DOI:https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2022.104404.