Warum fühlen wir uns manchmal unausgeschlafen?

Warum wir uns an manchen Tagen ausgeschlafen fühlen und an anderen nicht, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Hierzu gehören verschiedene Schlafparameter, körperliche Aktivität und die Zusammensetzung des Frühstücks.

Unausgeschlafenheit als Risikofaktor

Müde und unausgeschlafen aufzuwachen, beeinflusst unsere Aufmerksamkeit massiv. Nicht nur das Risiko für Verkehrsunfälle steigt, sondern schlechter Schlaf führt auch zu einer geringeren Produktivität am Arbeitsplatz. Schlaftrunkenheit ist zudem ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko für verschiedene Berufsgruppen bei der Feuerwehr, im Gesundheitswesen, der Personenbeförderung etc.

Welche Faktoren beeinflussen die morgendliche Wachheit?

Welche Faktoren bei der morgendlichen Wachheit eine Rolle spielen und an welchen Stellschrauben eventuell gedreht werden kann, wurde anhand von Daten der PREDICT1-Studie untersucht. In diese Studie wurden 833 Personen (Zwillinge und Nichtverwandte) aus Großbritannien und den USA eingeschlossen. Untersucht wurden zum Beispiel Blutglucosewerte und die Aufmerksamkeit der Probanden auf einer visuellen Analogskala in Abhängigkeit von verschiedenen Lifestyle-Faktoren und der Nahrungszusammensetzung. Die Teilnehmer trugen eine entsprechende Armbanduhr mit Bewegungstracker und erhielten auch ein kontinuierliches Glucosemonitoring.

Mehrere Faktoren hatten unabhängig voneinander Einfluss auf die morgendliche Aufmerksamkeit:

  • Schlafparameter: Sowohl eine längere Schlafdauer als gewöhnlich als auch ein späteres Aufwachen als gewöhnlich waren signifikant mit einer höheren Wachheit am nächsten Morgen assoziiert. Spätes Ins-Bett-Gehen hatte einen ähnlichen Effekt. Die Schlafdauer und -effizienz hatten keinen signifikanten Einfluss.
  • Zusammensetzung des Frühstücks und postprandiale Glucoseantwort: Ein besonders kohlenhydratreiches Frühstück war mit einer höheren Wachheit assoziiert, ein besonders Protein-reiches Frühstück jedoch mit erhöhter Müdigkeit. Hohe Glucosewerte nach dem Frühstück waren hingegen besonders mit einer erhöhten Müdigkeit am Vormittag verbunden. Wahrscheinlich spielt die Zusammensetzung der Mahlzeit (Fett, Protein) hier eine Rolle.
  • Körperliche Aktivität am Vortag: Gesteigerte Bewegung tagsüber war, im Gegensatz zu körperlicher Aktivität während des Abends, mit einer höheren Wachheit am nächsten Morgen verbunden.

Warum fühlen wir uns manchmal ausgeschlafen und an anderen Tagen schlaftrunken?

Schwankungen bei der morgendlichen Müdigkeit scheinen weniger genetisch bedingt, sondern von individuellen Sollwerten abhängig zu sein. Mithilfe eines Machine-Learning-Ansatzes wurden eine positive Stimmung, das Alter und die selbst beurteilte Schlafqualität als wichtigste Determinanten für die individuellen Wachheits-Sollwerte ermittelt.

Das sind die Stellschrauben

Einige Schlüsselfaktoren, die unsere Aufmerksamkeit bestimmen, sind modifizierbar. Hierzu gehörten die Schlafdauer und das nicht so frühe Aufstehen, nicht zu späte körperliche Aktivität am Vortag und die Zusammensetzung des Frühstücks (kohlenhydratreiches Frühstück mit niedriger glykämischer Last).

Quelle
Vallat R, et al. How people wake up is associated with previous night’s sleep together with physical activity and food intake. Nat Commun 2022; Nov 19;13(1):7116. doi: 10.1038/s41467-022-34503-2.