Das Dengue-Virus ist ein in vielen Ländern verbreiterter Erreger, der häufig leichte, gelegentlich aber auch tödliche Infektionen verursacht. Die wichtigste Präventionsmaßnahme war bisher die Stichprophylaxe. Nun hat die Europäische Kommission zusätzlich einen Impfstoff zugelassen, der auch als Reiseimpfung eingesetzt werden kann.
Häufig leichter Verlauf, potenziell tödlich
Das Denguefieber ist eine virale Erkrankung, die in über 100 Ländern vorkommt. Überträger sind Stechmücken – vor allem die ägyptische Tigermücke und in geringerem Umfang die sich auch in Europa ausbreitende asiatische Tigermücke. Es gibt vier verschiedene Serotypen des Virus, wobei nach Infektion wahrscheinlich lebenslange Immunität gegen den auslösenden Serotyp besteht.
Die Infektion verläuft häufig mit leichten, grippeähnlichen Symptomen oder sogar symptomfrei, gelegentlich treten Hautausschläge auf. Schwere oder sogar tödliche Verlaufsformen mit diffusen Blutungen (hämorrhagisches Denguefieber) und Kreislaufversagen (Dengue-Schock-Syndrom) sind selten und treten vor allem nach erneuter Infektion mit einem anderen Serotyp als die Erstinfektion auf.
Weltweit häufig, selten in Deutschland
Weltweit infizieren sich jährlich geschätzt 400 Millionen Menschen mit dem Dengue-Virus, von denen etwa ein Viertel klinische Symptome entwickelt. In Deutschland wurde 2019 die bisher höchste jährliche Fallzahl mit 1176 Denguefieber-Erkrankungen übermittelt (PDF). Die höchste Inzidenz fand sich in der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen, Kinder und alte Menschen erkranken dagegen selten. Dies entspricht wahrscheinlich der Altersverteilung bei Fernreisenden.
Für Reisende war die einzig mögliche Prophylaxe das Vermeiden von Mückenstichen. Ein Impfstoff war bisher nur für Menschen zwischen 9 und 45 Jahren, die in Endemiegebieten leben und bereits mit dem Dengue-Virus infiziert waren, zugelassen. Jetzt hat die Europäische Kommission einen Impfstoff in der EU zugelassen.
Reiseimpfung zukünftig möglich
Der neue Impfstoff Qdenga® ist zur Prävention von Dengue bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 4 Jahren zugelassen. Der tetravalente abgeschwächte Lebend-Impfstoff kann unabhängig vom Serostatus, also einer vorangegangenen Infektion, angewendet werden. Er ist wirksam gegen alle vier Dengue-Virus-Serotypen.
Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs wurden in einem Studienprogramm mit 28.000 Kindern und Erwachsenen in 13 nichtendemischen und endemischen Ländern überprüft. Bereits in Phase II löste der Impfstoff sowohl bei seropositiven als auch bei seronegativen Teilnehmern eine Immunantwort gegen alle vier Dengue-Serotypen aus, die bis 48 Monate nach der Impfung anhielt. In der randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie TIDES reduzierte die Impfung die Prävalenz symptomatischer Infektionen gegenüber Placebo um 61% und die Zahl der denguebedingten Hospitalisierungen um 84%.
Reisemediziner Prof. Dr. Tomas Jelinek, Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin und Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf, begrüßte die Neuzulassung der Impfung, die möglicherweise bisherige Lücken in der Prävention von Denguefieber schließen kann. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Dosen, verabreicht im Abstand von drei Monaten. Ob eine Auffrischung fällig wird, ist bisher noch nicht bekannt.