Vitamine und Mineralstoffe sind buchstäblich in aller Munde. Eine amerikanische Bildungsinitiative sagt der willkürlichen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nun den Kampf an – und holt medizinisch-pharmazeutisches Fachpersonal sowie Lehrer ins Boot.
Bildungsinitiative der FDA
Keine Frage: Vitamin- und Mineralstoffpräparate sind bei entsprechender Indikation äußerst hilfreich. In bestimmten Gesundheitssituationen können sie Mangelerscheinungen vorbeugen oder beseitigen. Viele Menschen greifen jedoch prophylaktisch und oft unsystematisch zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM), in der Hoffnung, sich etwas Gutes zu tun. Die gesundheitlichen Risiken, die damit verbunden sein können, sind oft nicht bekannt oder werden unterschätzt.
Mehr Aufklärung tut not, zumindest aus Sicht der Experten der FDA (U.S. Food and Drug Administration). Die Initiative „Supplement your knowledge“ soll fundiertes Wissen über Nahrungsergänzungsmittel für Verbraucher und Multiplikatoren zugänglich machen.
Erst informieren, dann schlucken
Die FDA stellt umfangreiches Informationsmaterial in Form von Fact Sheets, Infografiken und Videos online zur Verfügung.
Verbraucher finden hier Informationen über die Definition, Kennzeichnung, Abgrenzung zu Arzneimitteln sowie zu Nutzen und Risiken von NEM. Denkanstöße und ein Gesprächsleitfaden für die medizinische/pharmazeutische Beratung sollen bei der Entscheidung über eine mögliche Einnahme helfen. Potenzielle Nebenwirkungen und ausgewählte Beispiele zu Wechselwirkungen verbreiteter NEM-Produkte mit gängigen Arzneimitteltherapien verdeutlichen mögliche negative Folgen eines unkritischen Konsums.
Mitarbeitern in Gesundheitsberufen sollen Videos, die mithilfe der American Medical Association (AMA) erstellt wurden, bei der Aufklärung und Beratung von Patienten unterstützen. Darin behandelte Themen sind die Einordnung von NEM sowie mögliche Neben- und Wechselwirkungen, inklusive Labortestinterferenzen und Arzneimittelhilfsstoffe. Ergänzend gibt es Hilfstools für Beratungsgespräche.
Für Pädagogen gibt es spezielles Lehrmaterial für den Einsatz im naturwissenschaftlichen Unterricht in der Sekundarstufe. Schon Schüler sollen grundlegende Kenntnisse über Nahrungsergänzungsmittel erlangen und die Glaubwürdigkeit von Werbeaussagen bewerten können.
Kommentar
Die FDA als US-amerikanische Behörde präsentiert ihre Bildungsinitiative auf Basis der dort gültigen Gesetze, Regelungen und Empfehlungen. Trotzdem ist die Intention, wissenschaftlich fundierte Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln unter das Volk zu bringen, auch hierzulande von Bedeutung. Laut einer Umfrage im Rahmen des Statista Global Consumer Survey von 2021 konsumierten 70 % der befragten Menschen in Deutschland Nahrungsergänzungsmittel, hauptsächlich Vitamine (53 %) und Mineralien (33 %). Auch hierzulande besitzen Ärzte, Pharmazeuten und Lehrer großes Potenzial, über Chancen und vor allem Risiken aufzuklären.
Hilfreiche Plattformen in Deutschland sind:
- European Food Safety Authority (EFSA)
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
- Lebensmittelverband Deutschland e. V. und sein Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM)
- Verbraucherzentrale
Quellen
Rita Rubin. New Education Initiative on Dietary Supplements. JAMA 2022;328:235. doi:10.1001/jama.2022.11870 (Zugriff am 21.07.2022).
FDA. Supplement your knowledge – Dietary Supplement Education Initiative. (Zugriff am 21.07.2022)