Frühe Risikomarker für Pankreas-Adenokarzinome

Bestimmte Marker weisen auf ein erhöhtes Risiko für duktale Pankreas-Adenokarzinome hin. Manche von ihnen geben schon früh entsprechende Hinweise.

Zeitlicher Verlauf ist aufschlussreich

Wie bei vielen anderen Tumoren signalisieren bestimmte klinische Faktoren auch beim duktalen Pankreas-Adenokarzinom (PDAC), dass erhöhte Aufmerksamkeit geboten ist. Solche Biomarker können ein erhöhtes Erkrankungsrisiko bedeuten und damit zeitliche Vorteile bei Diagnose und Therapie darstellen. Bekannte PDAC-Marker sind:

• Body-Mass-Index (BMI)
• Blutbasierte Marker, z.B. Blutplättchen, Hämoglobin
• Komorbiditäten, z.B. Diabetes mellitus Typ 2
• Medikationen, z.B. Glukosesenker

Generell steht ein gesteigertes Risiko für ein duktales Pankreas-Adenokarzinom mit der Erhöhung von HbA1c, Lebermarkern wie ALT, AST, GGT und Bilirubin, weißen Blutkörperchen und Blutplättchen in Verbindung. Komplett neu ist diese Erkenntnis nicht, in einer aktuellen populationsbasierten verschachtelten Fall-Kontroll-Studie aus England untersuchten Forscher nun jedoch die Bedeutung des Zeitfaktors der verschiedenen Parameter. Anhand der Daten von 289.356 Patienten, darunter 28.137 PDAC-Erkrankten, ermittelten sie auf der Basis von 5-Jahres-Trends, welche Biomarker-Veränderungen wann Rückschlüsse auf ein erhöhtes PDAC-Risiko zulassen.

HbA1c und BMI schon 3 Jahre vorher auffällig

Die Analyse mit Blick auf den Zeitfaktor ergab für folgende Biomarker-Abweichungen eine Assoziation mit einem erhöhten PDAC-Risiko:

  • Zweistufige Erhöhung des HbA1c: allmähliche Veränderung schon etwa 3 Jahre zuvor, etwa 18 Monate vor Diagnose schnellerer Anstieg
  • Zweistufiger Rückgang des BMI: zunächst 2-3 Jahre allmähliche Veränderungen, gefolgt von 1-2 Jahren rapider Senkung
  • Rapider Anstieg von weißen Blutkörperchen und Blutplättchen etwa 1 Jahr zuvor
  • Rapider Anstieg der Leberfunktionsmarker etwa 1 Jahr zuvor
  • Rasche Abnahme der Hämoglobinwerte etwa 1 Jahr zuvor

Darüber hinaus lassen sich folgende zusätzliche Risikofaktoren identifizieren:

  • Kurz zuvor erfolgte Neudiagnose von Pankreaszysten, Pankreatitis, Eierstock- oder Prostatakrebs, Diabetes mellitus Typ 2, Zöliakie oder venöser Thromboembolie
  • Kurz zuvor erfolgte Erstmedikation mit Glukosesenkern (Insulin, Sulfonylharnstoff, SGLT-2- und DPP4-Inhibitor, Metformin) oder Säureregulatoren (PPI, Histamin-2-Rezeptorblocker)

Die Studienautoren erhoffen sich von diesen Ergebnissen bessere Möglichkeiten, das PDAC-Risiko vorherzusagen und frühzeitige Warnzeichen zu erkennen. Da das duktale Pankreas-Adenokarzinom oft erst im Spätstadium diagnostiziert wird und mit einer äußerst schlechten Prognose verbunden ist, können diese Erkenntnisse zu einer detaillierten Früherkennung beitragen.

Quelle

Tan PS, Garriga C, Clift A, et al. Temporality of body mass index, blood tests, comorbidities and medication use as early markers for pancreatic ductal adenocarcinoma (PDAC): a nested case–control study. Gut 2022;0:1-10. Epub ahead of print. (Zugriff am 19.07.2022). doi:10.1136/gutjnl-2021-326522