In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob der Verzicht auf Medienkonsum während der Freizeit dazu führt, dass Menschen sich mehr bewegen. Smartphone und Tablet beiseitezulegen, führte jedoch nicht bei allen Gruppen zu weniger Sitzzeit.
Hoher Medienkonsum bei Kindern und Erwachsenen
Kinder verbringen viel Zeit vor dem Bildschirm, auch in ihrer Freizeit. Das besorgt Heilberufler, Eltern und Gesundheitsbehörden, da einige Untersuchungen Hinweise darauf geben, dass ein hoher Medienkonsum die Gesundheit negativ beeinflusst. So fördert viel Zeit vor dem Bildschirm möglicherweise Adipositas und beeinträchtigt die psychische Gesundheit. Außerdem besteht die Befürchtung, dass Kinder sich weniger bewegen oder zu spät ins Bett gehen, wenn sie abends noch mit PC, Fernseher oder Handy beschäftigt sind. Das gilt nicht nur für Kinder. Auch Erwachsene haben oft einen zu hohen Medienkonsum.
In einer Studie wurde nun untersucht, ob eine Reduzierung der Bildschirmzeit dazu führt, dass Familien mit Kindern sich mehr bewegen und besser schlafen (Messungen mit Elektroenzephalographie [EEG]). Limitiert wurde der Medienkonsum während der Freizeit.
Medienkonsum herunterfahren
89 Familien nahmen an der Untersuchung teil: 45 Familien mit 86 Kindern in der Interventionsgruppe und 44 Familien mit 95 Kindern in der Kontrollgruppe. Die Anweisung in der Interventionsgruppe war, weniger als drei Stunden Freizeit pro Woche mit Medienkonsum zu verbringen. Kinder und Erwachsene der Interventionsgruppe mussten für die zweiwöchige Dauer alle tragbaren Geräte wie Smartphones oder Tablets abgeben und wurden mit gewöhnlichen Handys ausgestattet. Maximal ein Elternteil durfte das Smartphone behalten, insofern es für die Berufsausübung notwendig war.
Hauptergebnis war eine Veränderung der Zeit, die die Kinder in ihrer Freizeit nichtsitzend verbrachten.
Mehr Bewegung bei Kindern
83 Kinder (97%) der Interventionsgruppe hielten sich an die vorgegebene verringerte Bildschirmzeit. Die Kinder verbrachten knapp 45 Minuten mehr nicht im Sitzen gegenüber der Zeit vor der Studie (Kontrollgruppe: Eine Minute Unterschied zur Baseline). Kinder der Interventionsgruppe bewegten sich nicht nur mehr als vor der Studie, sondern auch mehr als die Kinder der Kontrollgruppe (etwa eine Dreiviertelstunde).
Besonders stark war der Effekt der Intervention bei Kindern, die vor der Studie besonders viel saßen und bei solchen ohne Geschwister in ähnlichem Alter (max. 3 Jahre Altersunterschied). Bei den Erwachsenen zeigten sich keine Unterschiede – sie saßen genauso viel wie vor der Intervention. Die Autoren vermuten, dass Erwachsene die gewonnene Zeit mit anderen Freizeitaktivitäten im Sitzen füllen.
Im EEG zeigten sich weder bei Kindern noch bei Erwachsenen Effekte auf die Schlafqualität. Das galt für die Zeit bis zum Einschlafen, die Schlafdauer und zwischenzeitliches Aufwachen.
Smartphone und Tablet einkassieren lohnt sich
Die Autoren resümieren, dass begrenzte Bildschirmzeit bei Kindern tatsächlich zu mehr Bewegung animiert. Dementsprechend sollte ihrer Meinung nach im öffentlichen Interesse sein, Strategien für gemäßigten Medienkonsum bei Kindern zu entwickeln. Das könnte körperlicher Inaktivität vorbeugen.
Quelle
Pedersen J, et al. Effects of Limiting Recreational Screen Media Use on Physical Activity and Sleep in Families With Children. A Cluster Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr. doi:10.1001/jamapediatrics.2022.1519 (Published online May 23, 2022).