Fühlen wir uns dicker, wenn wir satt sind? Ja, lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie, die kürzlich in „Scientific Reports“ publiziert wurde.
Körperbild und Körperschema – bewusst versus unbewusst
Das Körperschema ist ein viel diskutierter Aspekt der Körperwahrnehmung. Bei Menschen mit einer Essstörung ist die Wahrnehmung von Körperbild und Körperschema gestört. Im Gegensatz zum Körperbild gibt es zum Körperschema bislang weniger Untersuchungen. Da es beim Körperbild um die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers geht, sind psychologische Versuche einfacher durchzuführen. Beim Körperschema hingegen spielt das Unterbewusstsein eine entscheidende Rolle. Um Ergebnisse nicht zu verfälschen, dürfen Studienteilnehmer somit nicht über das Forschungsziel informiert sein. Für die Entwicklung künftiger Therapien von Essstörungen kann es jedoch hilfreich sein, die unbewusste Körperwahrnehmung genauer zu erforschen.
„Dem Unbewussten auf die Spur kommen“
Welche Rolle das Sättigungsgefühl auf die Wahrnehmung des Körperschemas hat, haben nun Wissenschaftler der LWL-Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum eruiert. Für ihre Untersuchung luden sie gesunde, normalgewichtige Frauen unter einem Vorwand zu ihren Versuchen ein. Einmal durften die Probandinnen mindestens zwölf Stunden lang vorher nichts gegessen haben. Ein andermal mussten sie gesättigt zum Versuch erscheinen und erhielten auch währenddessen einen Snack.
Während der Untersuchung mussten die Teilnehmerinnen mehrmals eine Versuchstür passieren, deren Öffnungsweite angepasst werden konnte. Dabei wurde erfasst, ob sie gerade durch die Tür gingen oder sich eindrehten. Insgesamt wurden 32 Frauen in die Auswertung einbezogen. Das Passieren der Tür erfolgte weitgehend unbewusst, da die Probandinnen damit beschäftigt waren, sich Details einer Geschichte zu merken. Die Fragen, die sie dazu beantworten sollten, befanden sich auf der anderen Seite der Versuchstür.
Das Ergebnis: Im gesättigten Zustand drehten sich die Probandinnen auch bei breiteren Türrahmen ein. Mit leerem Magen liefen sie auch bei schmalerer Öffnungsweite geradewegs durch die Tür. Sie fühlten sich also schmaler als in gesättigtem Zustand.
Quellen
- Baumann P, et al. Influencing the body schema through the feeling of satiety. Sci Rep 2022;12:2350. https://doi.org/10.1038/s41598-022-06331-3
- Pressemitteilung vom 14. Februar 2022 der Ruhr-Universität Bochum „Essstörungen. Wie ein Sättigungsgefühl unbewusst das Körperempfinden steuert“