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BMJ Christmas 2021: Wie gesund altern Superhelden?

Jedes Jahr um diese Zeit warten wir gespannt auf die Weihnachtsausgabe des British Medical Journal. Die australische Geriaterin Ruth E. Hubbard und Kollegen haben sich dieses Jahr einer ganz besonderen Herausforderung gestellt: Wie wirkt sich der Lebensstil von Superhelden auf ihren Alterungsprozess aus? Dafür nahm das Team einige Helden des Marvel-Universums unter die Lupe.

Altern im Marvel-Universum

Der Alterungsverlauf ist abhängig von verschiedenen Umwelt- und sozioökonomischen sowie individuellen Faktoren. Das Team um Ruth E. Hubbard von der Universität Queensland in Brisbane, Australien, hat sich die Auswirkungen verschiedener Risikofaktoren auf den Alterungsprozess bei einer besonderen Kohorte angesehen. Selten nämlich sind Kräfte, Persönlichkeiten, Verhaltensweisen und Lebensereignisse über einen langen Follow-up-Zeitraum so gut dokumentiert wie bei Superhelden. Hinzu kommt, dass diese Kohorte im Großen und Ganzen langlebiger ist als „normale“ Menschen.

Für ihre Untersuchung werteten die Autoren audiovisuelles Material aus (Bereich 8 Stunden bis >50 Stunden pro Autor). Die Auswertung erfolgte insbesondere während des Lockdowns 2020/2021. Eingeschlossen wurden 24 zwischen 2008 und 2021 veröffentlichte Marvel-Filme. Die Wissenschaftler wählten fünf Avengers aus, die einen hohen Bekanntheitsgrad hatten, bemerkenswerte Eigenschaften aufwiesen und in Bezug auf Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und Superkraft repräsentativ für die breitere Superheldenpopulation waren. Die jeweiligen Kräfte der Superhelden wurden nicht als gesundheitsfördernd oder -schädlich gewertet, da den Autoren keine Untersuchungen zu den Auswirkungen der einzelnen Kräfte vorlagen.

Abgesehen von Ausreißern (Spiderman, der erst kürzlich die High School abgeschlossen hat, und Thor, der bereits mehrere Jahrtausende „auf dem Buckel“ hat), werden die meisten Superhelden auf ein Alter zwischen 30 und 55 Jahren geschätzt.

Gesundheitliche Vor- und Nachteile des Superhelden-Daseins

Vorteile

  • Marvel-Superhelden sind körperlich aktiv. Sie sitzen wenig, sondern laufen viel hin und her – selbst wenn sie darüber diskutieren, wie sich die durch Außerirdische geplante Versklavung der Menschheit verhindern lässt. Regelmäßige Bewegung wird mit einem reduzierten Sterberisiko in Beziehung gebracht.
  • Superhelden zeigen ein hohes Maß an sozialem Zusammenhalt und Verbundenheit, was mit einem geringeren Demenzrisiko verbunden ist. Zudem leben Menschen mit starken sozialen Bindungen in der Regel länger als isolierte Menschen, unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und körperliche Aktivität.
  • Superhelden zeigen meist eine positive oder optimistische Denkweise („We are Groot“) sowie psychologische Belastbarkeit und Zielstrebigkeit. Dies wird mit gesundem Altern in Verbindung gebracht.
  • Mit Ausnahme von Thor (dessen Alterungsprozess durch seine Unsterblichkeit beeinflusst wird) trinken die meisten Superhelden nicht viel und rauchen nicht (bis auf Iron Man, bei dem Binge-Drinking beobachtet wurde). Rauchverzicht und die Einschränkung des Alkoholkonsums werden mit Langlebigkeit und gesundem Altern in Verbindung gebracht.
  • Superhelden weisen meist einen hohen Bildungsabschluss und (mit einer Ausnahme) ein gesundes Gewicht auf. Das kann ebenfalls mit einer positiven Alterung in Verbindung gebracht werden.

Risikofaktoren

  • Superhelden befinden sich wiederholt in unmittelbarer Nähe zu interplanetaren Kollisionen und Explosionen. Die Exposition gegenüber lauten Geräuschen während militärischer Gefechte wurde mit Hörverlust in Verbindung gebracht, was wiederum mit einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz verbunden ist. Hulks und Thors dröhnende Stimmen könnten bereits auf Schwerhörigkeit zurückzuführen sein.
  • Superhelden erleiden häufiger schwere Kopfverletzungen, was ihr Demenzrisiko erhöhen könnte. Viele ihrer Aktivitäten erhöhen zudem das Risiko für lebensverändernde körperliche Verletzungen und Behinderungen.

Superhelden-Gesundheitscheck im Einzelnen

Iron Man (Tony Stark)

Positiv: Tony Stark (Iron Man) ist extrem wohlhabend. Seine hohe sozioökonomische Position zusammen mit seiner überlegenen Intelligenz (er schloss sein Universitätsstudium mit 17 ab) verringern das Demenzrisiko. Iron Mans urbaner Lebensstil mit leichtem Zugang zu einer ausgezeichneten Gesundheitsversorgung und seine Beziehung zu Pepper Potts stellen weitere positive Faktoren für gesundes Altern dar.

Negativ: Der Elektromagnet und der raffinierte Lichtbogenreaktor in Iron Mans Rüstung verhindern seinen vorzeitigen Tod. Ob die vorteilhaften Lebensstilfaktoren von Iron Man seinen multiplen körperlichen Verletzungen und der posttraumatischen Belastungsstörung entgegenwirken können, sei schwer zu beurteilen, so die Autoren. Es sei zudem unklar, ob Iron Mans Rüstung bei seinen Streifzügen ins All ausreichend Schutz vor Gravitationsverschiebungen und Strahlenbelastung bietet. Wenn nicht, unterliege Iron Man einen beschleunigten Knochenverlust und einem erhöhtem Krebsrisiko. Das besorgniserregendste Merkmal sei jedoch seine chronische Herzkrankheit, die sich nicht eindeutig bekannten Herzerkrankungen zuordnen lässt.

Hulk (Bruce Banner)

[Bild: Ribastank, Pixabay]
Positiv: Es wurden keine spezifischen Gesundheitswerte identifiziert, die Hulk von der Kohorte unterscheiden.

Negativ: Bruce Banner verwandelt sich in den Hulk, wenn er eine Tachykardie hat (200 Schläge pro Minute). Dass dies häufig passiert, deute auf eine Prädisposition für Herzrhythmusstörungen hin, so die Autoren. Vorhofflimmern, die häufigste Vorhofarrhythmie, ist mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Demenz sowie einem erhöhten Sterberisiko verbunden, symptomatisches Vorhofflimmern mit einer reduzierten gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
Der Body-Mass-Index (BMI) von Hulk liegt bei etwa 120. Obwohl Übergewicht auch schützend wirken kann, ist Adipositas in der Regel mit einer höheren Sterblichkeitsrate sowie Demenz und verschiedenen chronischen Erkrankungen verbunden. Hulks BMI werfe zudem pragmatische Bedenken hinsichtlich des zukünftigen Zugangs zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung auf. Darüber hinaus scheint Hulk häufig Wut zu verspüren, was zu erhöhten Entzündungswerten und Komorbidität führen könnte.

Black Widow (Natasha Romanoff)

Positiv: Es wurden keine spezifischen Gesundheitswerte identifiziert, die Black Widow von der Kohorte unterscheiden.

Negativ: Natasha Romanoff wurde ihrer Familie entrissen, um sie als Attentäterin und Spionin ausbilden zu lassen. Sie war widrigen Kindheitserfahrungen wie Missbrauch, Vernachlässigung und zwischenmenschlichen Konflikten ausgesetzt. Das erhöht ihr Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen im Alter. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass sie gesundheitsschädliche Verhaltensweisen annimmt, die wiederum Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Depression fördern können.

Black Panther (T’Challa)

Positiv: Das Königreich Wakanda ist das wirtschaftlich und technisch am weitesten entwickelte Land der Welt. Als Herrscher befindet sich T’Challa (Black Panther) in einer privilegierten Position. Sein sozioökonomischer Status wird mit gesundem Altern und Langlebigkeit in Verbindung gebracht.
Black Panther ist zudem Vegetarier (“If you say one more word, I’ll feed you to my children! – I’m kidding. We’re vegetarians.”, M’Baku, Black Panthers Bruder), was ebenfalls mit gesundem Altern und reduzierter Adipositas sowie reduziertem Risiko für kardiometabolische Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.

Negativ: Black Panther konsumierte einen Trank, der seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten verbesserte und ihm seine Superkräfte verlieh. Nebenwirkungen dieses Krauts und seine Auswirkungen auf das Alterungsprofil sind unbekannt, doch im Allgemeinen sind leistungssteigernde Medikamente mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate, einer Vielzahl von nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen und einer verringerten Lebensqualität verbunden.

Spiderman (Peter Parker)

[Bild: Angeline1, Pixabay]
Positiv: Peter Parker ist zwar Waise und der frühe Verlust der Eltern wird mit einer Reihe nachteiliger Folgen in Verbindung gebracht (darunter Drogenmissbrauch, Essstörungen und vermindertes psychisches Wohlbefinden), doch Spidermans fürsorgliche Beziehung zu seiner Tante May und die Verfügbarkeit positiver männlicher Vorbilder unter den anderen Superhelden könnten schützend wirken und einige dieser negativen Folgen mindern.
Darüber hinaus dürften Spidermans spinnenbezogene Fähigkeiten, einschließlich Kraft, Flexibilität und Beweglichkeit, sein Sturzrisiko im Alter verringern.

Negativ: Da ein Großteil von Spidermans Verbrechensbekämpfung nachts stattfindet, wird er wahrscheinlich nicht die für Teenager seines Alters empfohlenen acht bis zehn Stunden Schlaf bekommen. Schlechter Schlaf in der Adoleszenz kann zu Adipositas und schlechterer psychischer Gesundheit führen sowie zu Verletzungen aufgrund der Müdigkeit.

Fazit und Ausblick

Die Studie hat einige Limitationen. Die Autoren räumen ein, dass beispielsweise keine Erfahrungen aus Tier- oder Humanstudien dazu vorliegen, wie sich eine über mehrere Jahre andauernde unfreiwillige Teleportation in ein Quantenreich (ein Lebensereignis, das viele der Marvel-Superhelden erlebt haben) auswirken. Ebenso wenig ist bekannt, ob sich die Ergebnisse aus dem Marvel-Universum auf Helden des DC-Universums wie Batman, Wonder Woman, Aquaman oder Superman übertragen lassen. Dies bedarf weiterer Untersuchungen.

Bis heute konzentrieren sich die gemeinsamen Bemühungen der Marvel-Superhelden auf Themen wie das Aufrechterhalten der Sicherheit. Die Autoren schlagen vor, dass Superhelden ihren Fokus in Zukunft auf neue Herausforderungen legen sollten, etwa auf die Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheits- und Sozialversorgung für eine große, alternde Bevölkerung und die Prävention von Gebrechlichkeit und Demenz. Das würde Menschen im gesamten Multiversum eine hohe Lebensqualität im Alter ermöglichen.

Quelle

Fox ST, et al. Anticipating the ageing trajectories of superheroes in the Marvel cinematic universe. BMJ 2021 Dez 13;375:e068001. https://www.bmj.com/content/375/bmj-2021-068001

Zum Weiterlesen: BMJ-Weihnachtsausgabe

https://www.bmj.com/specialties/christmas