Impfungen bei Kindern mit Krebserkrankungen

Bei Krebspatienten unter Chemotherapie ist nicht nur die Immunantwort eingeschränkt, sondern manche Impfungen bergen überdies Risiken für den Patienten. Wichtig für den Schutz dieser Patienten ist ein vollständiger Impfschutz von Kontaktpersonen.

Impfungen während einer Chemotherapie

Totimpfstoffe können während einer Chemotherapie zwar ohne Risiko für das Kind verabreicht werden, aber wahrscheinlich ist die Immunantwort eingeschränkt und die Impfung somit weniger effektiv. Lediglich eine Influenza-Impfung wird empfohlen.

Lebendimpfungen hingegen sind kontraindiziert, da die Gefahr von Infektionen droht, wenn lebende Erreger auf ein von der Chemotherapie geschädigtes Immunsystem treffen. So gibt es beispielsweise Berichte über lebensbedrohliche Infektionen nach Varizellen-Impfung, bei der das Impfvirus in sämtlichen Organen des Impflings nachgewiesen werden konnte.

Dieses Risiko besteht auch für Lebendimpfungen, die kurz vor Beginn einer Chemotherapie verabreicht wurden. Dennoch hat die onkologische Therapie Vorrang und sollte nicht wegen einer kürzlich erfolgten Impfung verschoben werden. Gegebenenfalls müssen ausbrechende Infektionen supportiv behandelt werden. Genauso sollte eine onkologische Behandlung nicht aufgeschoben werden, um beispielsweise Grundimmunisierungen abzuschließen. Denn in der Regel ist der frühestmögliche Beginn einer Therapie mit einer besseren Prognose verbunden.

Wann kann nach Chemotherapie wieder geimpft werden?

Drei Monate nach Ende der Chemotherapie können wieder Totimpfstoffe eingesetzt werden, nach sechs Monaten dann auch wieder Lebendimpfstoffe. Nach einer autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation muss länger gewartet werden (6 Monate bzw. 2 Jahre). Überdies ist nach einer autologen Stammzelltransplantation eine erneute Grundimmunisierung fällig.

Darüber hinaus gibt es einige Sonderfälle, beispielsweise eine Postexpositionsprophylaxe bei Tetanus. Während der intensiven onkologischen Therapie wird nur eine passive Immunisierung mit Tetanusimmunglobulin (Tetagam P®) durchgeführt, während einer Dauertherapie kann diese mit der aktiven Immunisierung kombiniert werden.

Haben Patienten Immunglobulin-Präparate oder Blutprodukte erhalten, muss ebenfalls ein Abstand zu Lebendimpfstoffen eingehalten werden, um eine Immunantwort zu erreichen, denn die in den Präparaten enthaltenen Antikörper können die Vermehrung der attenuierten lmpfviren hemmen.

Impfschutz für Kontaktpersonen

Angehörige und Kontaktpersonen von Krebspatienten sollten einen vollständigen Impfschutz gemäß der STIKO-Empfehlungen haben. Hier muss bei einigen Lebendimpfstoffen bedacht werden (z. B. Rotaviren, Varizellen), dass die geimpfte Person die Viren ausscheiden und damit auch potenziell übertragen kann.

Aktuell ist auch die Immunisierung gegen SARS-CoV-2 von Bedeutung: Die Impfung von engen Kontaktpersonen von Krebspatienten wird empfohlen. Kinder über 12 Jahre mit einer onkologischen Grunderkrankung und einer Remissionsdauer von weniger als fünf Jahren sollten ebenfalls geimpft werden. Ein off-Label-Einsatz der Corona-Impfung bei jüngeren Krebspatienten wird jedoch nicht empfohlen.

Quelle

Priv.-Doz. Dr. Hans-Jürgen Laws. Neue STIKO-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche nach onkologischer Therapie. 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, 16. bis 19. Juni 2021 (virtuell).